Das Conti-Hochhaus in Hannover ist ein Denkmal von überregionaler Bedeutung. Zu seiner Erbauungszeit war das Gebäude das höchste Hochhaus in Deutschland. Es wurde 1952 nach den Plänen von Werner Dierschke und Ernst Zinsser als Sitz der Hauptverwaltung der Continental AG am Königsworther Platz errichtet. Inzwischen werden das Hochhaus (Gebäude 1502) sowie der niedrigere ehemalige Direktionstrakt (Gebäude 1501) von der Leibniz Universität Hannover genutzt.
Das Gebäude ist großenteils als Stahlbau errichtet, die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Die Fassaden sind mit Spaltklinkerplatten und Naturstein (Muschelkalk) verkleidet. Die Fenster sind als Stahlprofil-Verbundfenster ausgebildet.
Die Fassade zeigte trotz einer intensiven Überarbeitung in den 90er Jahren wieder umfassende Schäden. Teile der Spaltplatten hatten sich vom Untergrund gelöst. Eine erneute Instandsetzung war dringend notwendig.
Die Instandsetzung der Fassaden des Conti-Hochhauses
Eine Instandsetzung der Spaltklinkerfasssade entsprechend den technischen Regeln wäre ohne die vollständige Erneuerung nicht möglich. Da das Conti-Hochhaus als Denkmal einen besonderen Schutz genießt, umfasste die Instandsetzung nur die besonders geschädigten Bereiche. Alle übrigen Bereiche werden in Zukunft regelmäßig kontrolliert und falls erforderlich nachgesichert.
Die Fassaden des Conti-Hochhauses, Gebäude 1502 der Leibniz Universität Hannover, wurden in drei Bauabschnitten instandgesetzt: Zur Vorbereitung wurden 2014 im Rahmen des 1. BA die geplanten Maßnahmen an Fassade und Fenstern mittels einer Musterachse erprobt. Der 1. BA (Nord-West-Fassade) wurde 2014/2015 durchgeführt, der 2. BA (Süd-West-Fassade oberhalb des Verbindungsbaus und westlicher Teil der Nord-Ost-Fassade) 2015/2016, und der 3. BA (Teile der Nord-Ost-Fassade und der Süd-Ost-Fassade) 2016/2017.
Durch eindringende Feuchtigkeit kam es zu Auffrierungen einzelner Spaltklinkerplatten. Die Feuchtigkeit trat an einzelnen Stellen aus der Fassade aus und bildete dort starke Kalkablagerungen. Teile der neuen Verfugungen waren mit Moosen besiedelt. Viele Spaltplattenklinker lagen hohl.
Der Sichtbeton zeigte Schäden durch Korrosion der Bewehrungseinlagen und der in Beton eingelassenen eisernen Verankerungen (Verankerung Fensterrahmen). Die Fassaden waren umfassend hydrophobiert worden.
Der Großteil der Schäden dürfte der Feuchtigkeit mit nachfolgendem Frost zugeordnet werden:
Der Feuchteeintrag in die Fassade erfolgte sowohl von außen über undichte Fugen, als auch von innen über Kondensat. Die in den Zwischenraum zwischen Spaltplatten und Betonwand bzw. Fensterrahmen eingewanderte Feuchte konnte durch die Hydrophobierung der Fugen nur zu einem sehr geringen Anteil wieder nach außen transportiert werden. Der größte Teil der Feuchtigkeit wurde in der Mörtelschicht eingelagert.
Die Spaltklinkerbekleidungen sind vollfugig ausgeführt, Dehnfugen sind nicht vorhanden. Durch die Besonnung der Fassade kam es zu Ausdehnungen der Spaltklinkerplatten und zu Relativbewegungen in der Mörtelschicht zwischen Untergrund (Beton) und Mörtelschicht. Die Spaltklinkerplatten hatten sich einschließlich ihres Ansetzmörtels vom Untergrund abgelöst.
Die Bewehrungseisen besitzen keine ausreichende Betonüberdeckung. Durch die Karbonatisierung des Betons reduzierte sich der pH-Wert des Betons. Die sog. Passivschicht bietet keinen ausreichenden Schutz vor Korrosion. Die Bewehrungseisen bzw. Verankerungen der Fensterrahmen begannen zu korrodieren und durch die Volumenvergößerung der Korrosionsprodukte wurde der Beton abgesprengt.
Die Fenster zeigten zum Teil massive Schäden durch Korrosion. Insbesondere die unteren Fensterprofile wurden durch eindringende Feuchte und nachfolgender Korrosion geschädigt. Dies betrifft sowohl die Stahlprofile als auch die Glashalteleisten und deren Verschraubung. Durch die Korrosion kam es auch zu einer Deformation der Profile, wohl durch die Volumenvergrößerung der Korrosionsprodukte und den dadurch entstehenden Sprengdruck.
Die Glasscheiben waren bauzeitlich mit einem Kittfalz gesetzt worden, dieser wurde durch Feuchte und wohl auch durch Frost geschädigt. Die nachträglich aufgebrachte Silikonabdichtung war zum Teil abgerissen.
Einzelne Glasscheiben waren gesprungen.
Die Beschläge waren insgesamt in einem schlechten Zustand: alle Bänder waren schwergängig, die Verriegelungen waren schwergängig und zum Teil nicht passend. Die Drehlager der Drehflügel hatten zum Teil keine Kugel. Die Feststeller und Führungsschienen waren deformiert und die Schlösser schwergängig.
Die Anstriche waren zum Teil abgeplatzt oder gerissen.
Zur thermischen und hygrischen Verbesserung der Fassaden und Fenster zur Reduzierung weiterer Schäden wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:
- Schadenskartierung manuell vor Ort, Übertragung digital mittels MetigoMAP (Grundlage der Massenermittlung
- Erneuerung einzelner Spaltplatten
- Erneuerung von Konsolsteinen
- Sicherung hohlliegender Spaltplatten mittels Verschraubung
- Erneuerung der Fugen
- Abdichtung des Fensteranschlusses an die Fensterlaibung
- Betonsanierung
- Teilerneuerung der Innenputze im Anschluss an die Fenster
- Entfernen der Graffitis
- Ausbau Fensterflügel, provisorischer Verschluss der Öffnung
Ausrichten deformierter Rahmenteile
Überarbeiten Rahmen (Reinigen, Entrosten, Korrosionsschutz,
Beschichten 2-fach) - Überarbeiten Fensterflügel (Reinigen, Ausbau Verglasung, Gängigmachen und Ergänzen der Beschläge, Korrosionsschutz, Einglasen, evtl. Ergänzen Glashalteleisten, Beschichten 2-fach)
- Erneuern Verglasung, teilweise
- Montage Fensterflügel, Einbau zusätzlicher Klebedichtungen
Beteiligte:
- Bauherr: Staatliches Baumanagement Hannover
- Nutzer: Leibniz Universität Hannover (LUH)
- Objektplanung und Bauleitung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- Denkmalpflege: NLfD, Herr Curti
- Mineralogie: Institut für Mineralogie, LUH, Hannover
- Materialprüfanstalt für das Bauwesen, Hannover
- Schadstoffuntersuchung: Wessling GmbH, Hannover
- SiGe: Flohr Neumann GbR, Holle
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
Die Schriftzüge auf Gebäuden der Leibniz Universität Hannover
Im März 2016 wurden neue Buchstaben auf dem Dach des Conti-Hochhauses (Leibniz Universität Gebäude 1502) sowie auf Gebäude 1501 und 3408 montiert.
Die Schriftzüge auf den Gebäuden 1501, 1502 und 4308 der Leibniz-Universität wurden ergänzt bzw. erneuert. Hierzu wurden die vorhandenen Konstruktionen erweitert:
– Gebäude 1501:
Rückbau alter Schriftzug „Universität“, Montage neuer Schriftzug „Leibniz Universität“, kleiner als Bestand, Buchstabenhöhe 78 cm.
– Gebäude 1502:
Ergänzung Schriftzug mit „Leibniz“, analog Bestand, vorhandener Schriftzug „Universität“ blieb in situ, Buchstabenhöhe 2,00 m.
– Gebäude 3408:
Ergänzung Schriftzug mit „Leibniz“, analog Bestand, vorhandener Schriftzug „Universität“ blieb in situ, Buchstabenhöhe 2,10 m.
Die neuen Teile wurden sowohl in der Geometrie als auch in der Funktion an die bestehenden Teile angepasst. Die Oberflächen wurden neu beschichtet.
Die Schriftzüge sind als Vollreliefbuchstaben aus Leichtmetallblech hergestellt und mit Kragarmen an der Tragkonstruktion angebracht.
Bei den Tragkonstruktionen handelt es sich um aus Hohlprofilen geschweißte Stahlkonstruktionen, feuerverzinkt und zum Teil danach farblich beschichtet.
Die statisch-konstruktive Verankerung der Stahlkonstruktionen erfolgte mit der Dachkonstruktion der jeweiligen Gebäude. Hierzu wurden durch einen Dachdecker die Dauchhaut geöffnet und im Nachgang wieder ergänzt und abgedichtet.
Zu den Stahlkonstruktionen wurden Standsicherheitsnachweise erstellt.
Damit die Stahlkonstruktionen kraftschlüssig mit den jeweiligen Betondecken bzw. -wänden verankert werden konnten, mussten hierzu Verankerungselemente eingebaut werden. Die Stahlkonstruktionen wurden in der Werkstatt hergestellt und auf der Baustelle am Boden mit Schraubverbindungen untereinander verbunden. Die Buchstaben wurden montiert und das gesamte Schriftelement mittels Autokran auf das Dach gehoben.
Beteiligte:
- Bauherr: Staatliches Baumanagement Hannover
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: IG Burmester und Sellmann, Garbsen
- Ausführung: Lausitzer Edelstahltechnik, Doberlug-Kirchhain
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Objektplanung