Der sogenannte Kreuzgang der Pfarr- und Stiftskirche in Laufen

Die Pfarr- und Stiftskirche Mariä Himmelfahrt in Laufen an der Salzach wurde 1338 errichtet und ist damit die älteste Hallenkirche Süddeutschlands und der einzige aus dieser Zeit so vollständig erhaltene Bau Oberbayerns. Direkt an der Kirchenaußenseite befindet sich auf allen vier Seiten ein überdachter Umgang, der sogenannte Kreuzgang.

Der Kreuzgang, der im Jahr 1479 erstmals als Grabstätte „under der lauben“ erwähnt wurde. Wandmalereifragmente auf der Süd- und Westwand sowie Putzfragmente auf der Nordwand oberhalb der heutigen Gewölbe lassen darauf schließen, dass der Vorgängerbau des heutigen Kreuzgangs ein frei sichtbares Pultdach besaß. Die Konstruktion auf der Nord-, West- und Südseite dürfte der heute noch auf der Ostseite vorhandenen entsprochen haben. Die Einwölbung von drei Flügeln des Kreuzganges erfolgte Anfang des 16. Jahrhunderts. Nach verschiedenen Instandsetzungsmaßnahmen wurden in den Jahren 1842-47 umfassende Renovierungen durchgeführt. Teile der Einwölbung waren bereits eingestürzt und mussten neu aufgemauert werden. Die stark schräg gestellten Arkadenwände wurden mit gemauerten Pfeilervorlagen stabilisiert.

Die Boden- und Wandflächen des Umgangs sind mit rund 200 Epitaphien belegt. Der Bestand an Grabplatten geht bis in das erste Drittel des 14. Jahrhunderts zurück und macht somit den Umgang zu einem über die wichtige lokale Bedeutung hinausweisenden Anziehungspunkt. Bedingt durch den regen Besuch des Umgangs wurden die Epitaphien, die im Laufweg liegen, stark abgetreten. Die Bestandsfotos der letzten Jahrzehnte dokumentieren die zunehmend schlechter werdende Lesbarkeit der Reliefs und Inschriften. Durch die Absenkung ganzer Bodenflächen entstand ein unregelmäßiges bewegtes Erscheinungsbild, teilweise mit mehrfach gebrochen Platten.

Um den Fortgang der Schädigung aufzuhalten, wurde 2002 mit den Voruntersuchungen zur Gesamtinstandsetzung des sogenannten Kreuzgangs begonnen. Zur Vorbereitung der Maßnahme wurden einzelne ausgewählte Epitaphien ausgebaut und restauriert. Dabei wurde festgestellt, dass die bereits stark verkippten Epitaphien nur punktuell auf setzungsempfindlicher Grabungserde ablasten und dadurch gebrochen sind. Der Rotmarmor war insgesamt in einem guten Zustand und zeigte nur vereinzelt Auswitterungen oder aufgefrorene Tonlager.

Wenn auch durch die Überdachung geschützt, gehört der Umgang zum „Außenraum“, mit all den daraus resultierenden Bedingungen wie klimatische Einflüsse, Beeinträchtigung durch intensive Nutzung, verbunden mit zahlreichen Schäden durch bauliche Mängel und Vandalismus.

Durch Niederschläge und Tauwasserbildung bedingt, war das aufgehende Mauerwerk partiell stark durchfeuchtet und zeigte Abplatzungen im Putz und Mauerwerk infolge Frostsprengung und Salzkristallisationen. Anhaltende Bewegungen im Bauwerk führten zu Rissen und Hohlräumen, die bei früheren Reparaturen mittels Eisenkeilen und Zementmörtelplomben geschlossen worden waren. Der Zementmörtel führte zu chemischen und statischen Unverträglichkeiten zum historischen Material und die Eisenkeile zu Verlusten durch Korrosionssprengdruck. Deshalb mussten diese jüngeren Ergänzungen ausgebaut werden, um das gestörte Mauerwerksgefüge mittels Kalkmörtel form- und kraftschlüssig wieder herzustellen. Nicht standsichere Gewölbefelder wurden durch den Einbau von Gewölbeüberfangungen im Dachraum des Umgangs stabilisiert. Das aufgehende Mauerwerk wurde vernadelt, sowie Risse und Hohlräume verpresst.

Zur Verbesserung der Begehbarkeit und Stabilisierung ausbruchgefährdeter Bereiche an den Epitaphien wurden alle Bodenepitaphien ausgebaut und rein konservatorisch überarbeitet. Nach Abschluss der Restaurierung wurden die Epitaphien auf einem neuem stabilen Unterbau am Boden wiederverlegt.

Nach der Reduzierung des Salzgehaltes durch den Auftrag und Wiederabnahme von Zellstoffkompressen erfolgte die Neufassung der Raumschale durch den mehrfachen Auftrag einer pigmentierten Kalkschlämme mit Schlusslasur. Ziel war die Herstellung einer einheitlichen Oberfläche und Färbung der Deckensegel und Wandflächen in Anlehnung an den Bestand. Die Fassung der Rippen erfolgte mit einem hellen Ocker und weißem Fugenstrich. Die Epitaphien an der Wand wurden überwiegend in situ restauriert.

Die Holzkonstruktion des Ostflügels mit Bilderzyklus an der Kirchenaußenwand öffnet sich zur Salzach hin und zeigt heute noch die ursprüngliche Formensprache der Erbauungszeit. Infolge der über das undichte Blechdach eindringenden Feuchtigkeit waren einzelne Hölzer und die Malereifragmente geschädigt worden. Die Hölzer wurden querschnittsgleich repariert, das schadhafte Blechdach erneuert und die Malereien gesichert.

Gegen Ende der Gesamtinstandsetzung wurden die Totenleuchte sowie Altarspolien restauriert. Die Totenleuchte, die zu den ältesten Objekten des Bestandes gehört, wurde mit einem neuen, geschmiedeten Kreuz bekrönt. Die barocken Altarspolien, die vermutlich von mehreren verschiedenen Altären stammen, wurden in der Michaeliskapelle sowie im Bruderschafts- gewölbe neu versetzt.

Nach der Gesamtinstandsetzung des sogenannten Kreuzganges in den vergangenen Jahren wurde 2010 die unmittelbare Außenanlage des Kreuzganges wieder hergestellt bzw. neu gestaltet. Der Zugang zum Kreuzgang nördlich vor der Michaeliskapelle sowie der Weg im Norden wurden gepflastert. Als Material wurde Nammeringer Granit, gelbgrau, Oberfläche gesägt und sandgestrahlt, in Breiten von 14-18 cm und Längen von 16 und 23 cm verwendet. Die Verlegung erfolgte in Bahnen, die Flächen wurden mit einzeiligem Randstreifen eingefasst.

Die Bereiche im Süden mit Granit-Kleinsteinpflaster bzw. gemischter Verlegung wurden im Bestand belassen. Im westlichen Außenbereich vor der Michaeliskapelle wurde das Granitpflaster erweitert. Die bestehenden Rollkiesflächen im weiteren Verlauf des Weges im Westen wurden neu mit Bindekies ausgebildet.

Nach Abschluss der Arbeiten wurde im Oktober 2010 die Wiedereröffnung des Kreuzgangs mit einem Festgottesdienst und einer Ausstellung gefeiert.

Beteiligte:

  • Bauherr: Kath. Kirchenstiftung Laufen
  • Maßnahmeträger: Erzbischöfliches Ordinariat München
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
  • SiGe-Planung: Büro Bergmann GmbH
  • Fachbauleitung Restaurator: Inst. für Restaurierung, Wasserburg
  • Denkmalpflege: Landesamt für Denkmalpflege,  Herr Huber
  • Archäologie: ReVe Büro für Archäologie, Bamberg

Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:

  • Aufmaß, Voruntersuchung
  • Objektplanung
  • Tragwerksplanung
  • Koordination des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes
    auf der Baustelle