Der Turm Baur besitzt einen längsovalen Grundriss mit Seitenlängen von 50 m auf 79 m und ist 14,5 m hoch. Der 2-geschossige, massive Baukörper mit einem Innenhof ist im Kern aus Ziegelmauerwerk mit einer Sichtschale aus Kalkstein-Quadermauerwerk errichtet. Im Inneren befinden sich 29 tonnengewölbte, radial angeordnete Kasematten. Die ursprünglich vorhandene Erdschüttung war durch ein flach geneigtes Pultdach mit Blechdeckung ersetzt und damit ein schmaler Graben um das Bauwerk, der sog. Diamantgraben, verfüllt worden. Der Turm Baur wird heute als Musikschule der Stadt Ingolstadt genutzt. Im Innenhof finden Open Air Veranstaltungen statt.
Die Natursteinfassaden von Turm Baur, gestaltet von Leo von Klenze, werden durch Geschützpforten mit darüber befindlichen Rauchabzügen und einem mächtigen Gesims über Konsolsteinen gegliedert.
Zahlreiche Gesimssteine sind ausgebrochen oder schadhaft. Etliche Konsolsteine zeigen Haarrisse; einige sind bereits mit Eisenklammern gesichert. Die frei bewitterten Fugen der Gesimssteine sind offen. Darin hat sich Pflanzenbewuchs angesiedelt. Das aufgehende Mauerwerk zeigt ausgeprägte Risse in den Fensterachsen mit bis zu 36 mm Breite. Die Risse durchziehen z. T. den gesamten Baukörper. Schlusssteine in den Bögen sind abgesackt oder verkippt.
Der Bauwerkssockel musste gegen Betreten mit einem Bauzaun abgesperrt und die Gesimse über den Zugängen mit Netzen gesichert werden.
Der Torbau zeigte zahlreiche Schäden an den Fassaden, meist verursacht durch eindringende Feuchtigkeit und nachfolgenden Frost,
z. T. auch Pflanzenbewuchs. Die ehemals erdüberdeckten Kalksteine der äußeren Mauerwerksschale waren stark verwittert. Die Mauerwerksgefüge waren lokal zerrüttet, Steinmaterial hat sich hier aus dem Verband gelöst. Frühere Reparaturen der Werksteinoberflächen mit Plattenmaterial lagen flächig hohl und drohten sich aus dem Verband zu lösen. Eisenteile führten zu Korrosionssprengung. Die Werksteinoberflächen waren stark verkrustet. Das Ziegelmauerwerk im Inneren des Festungsbaus war durchfeuchtet und stark salzbelastet. Das Blechdach war großflächig durch Weißkorrosion zerstört. Regenwasser drang unkontrolliert in das Bauwerk ein.
Zur Erkundung der Schadensursachen wurden am Turm Baur Schürfe angelegt. Hierbei stellte sich heraus, dass die Fundamente frostfrei gegründet sind. Das schubsteife Fundamentmauerk besitzt eine lastvergleichmäßigende Wirkung, sodass die Gründungsverhältnisse als Hauptschadensursache nahezu ausgeschlossen werden konnte.
Die weitere Analyse ergab, dass die Risse höchstwahrsscheinlich auf thermische Einflüsse zurückzuführen sind und eine Folge der Temperierung des Gebäudeinneren gegenüber der kalten Naturstein-Außenschale. Die Risse treten dann gewöhnlich an den schwächsten Stellen, den Fensterachsen ein. Einem reversiblen Dehnungsverhalten stehen die inneren Kräfte des Bauwerks, wie Gewölbeschub und die große Masse, entgegen. Dieses Phänomen wird durch Umlenkkräfte in den Rundungen verstärkt. Im Bauwerk sind offensichtlich Dehnfugen entstanden.
Maßnahmen zur Instandsetzung
Zur Instandsetzung des Turm Baur wurden aufbauend auf den Ergebnissen der Bauwerksanalyse folgende Ziele formuliert: Wiederherstellung Verkehrssicherheit, Reparatur der geschädigten Werksteine und Fugen, Reduzierung der Schadensmechanismen / Feuchteeintrag.
In den Jahren 2012-13 wurde hierzu eine Musterachse zur Erarbeitung des Instandsetzungskonzepts für eine Gesamtinstandsetzung der Fassaden angelegt. Hierbei wurden folgende Reparaturprinzipien erarbeitet: Fassadenreinigung mittels Hochdruckreiniger, Krustenentfernung, Ersatz Stein / Steinvierungen, Verfüllen / Verpressen der Risse, Überarbeitung Verfugung, Sicherung Verblendung Attika, Verblechung.
Bis zu einer Ausführung der Gesamtmaßnahme wurden die Gesimse im Jahr 2017 dauerhaft mit mehrlagigen Drahtnetzen gesichert.