Die Dreifaltigkeitssäule in Straubing

Die Dreifaltigkeitssäule wurde 1709, vor der österreichischen Belagerung Straubings „gelobt“ und 1709 eingeweiht, nachdem die Besatzung der Stadt einigermaßen glimpflich verlief. Die Säule zeigte sowohl im unteren als auch im oberen Teil Gefügestörungen bzw. Risse. Zusätzlich waren Schäden am Säulenkopf im Übergang zum Kapitell erkennbar.

Die Dreifaltigkeitssäule in Straubing wurde 1709, vor der österreichischen Belagerung Straubings „gelobt“ und 1709 eingeweiht, nachdem die Besatzung der Stadt einigermaßen glimpflich verlief. Der Bildhauer Johann Gottfried Frisch aus Bogen wurde mit der Erstellung des Modells beauftragt, die Ausführung erfolgte durch Adam Hämerl. Die Steinfiguren in den Aedikulen im Sockel stammen vom Salzburger Hofbildhauer Michael Bernhard Mandl. Die ca. 15 Meter hohe Säule aus „Salzburger Marmor“ (Adneter Kalkstein) besitzt ein korinthisches Kapitell, das wie die Dreifaltigkeitsgruppe aus vergoldetem Kupferblech getrieben wurde.

Die Säule zeigte sowohl im unteren als auch im oberen Teil Gefügestörungen bzw. Risse. Zusätzlich waren Schäden am Säulenkopf im Übergang zum Kapitell erkennbar. Um eine Gefährdung der Dreifaltigkeitssäule sicher ausschließen zu können, war eine umfassende Untersuchung des Bestandes und eine Analyse der Schäden notwendig.

Als Grundlage der Untersuchungen wurde ein verformungsgetreues bzw. geodätisch exaktes Aufmaß erstellt. In einer ersten Stufe wurde der Bestand durch Inaugenscheinnahme untersucht.

In einer zweiten Stufe wurden, aufbauend auf der Kartierung der Stufe 1, die beiden Gefügestörungsbereiche in 2,80 m Höhe bzw. unterhalb des Kapitells mittels Ultraschallmessung untersucht.

In einer dritten Stufe wurde die Säule eingerüstet, die Bauzier abgenommen und der Bestand  eingehend untersucht und dokumentiert.

Die Figurengruppe besitzt einen Schaft, der über eine zusätzliche Steintrommel am Kopf der Säule gestülpt wurde. Die Figurengruppe wird durch ein vertikales Eisen gehalten und sitzt mit ihrem Gewicht auf der Steinsäule auf.

Sowohl der geschmiedete Mitteldorn als auch die Reifen zeigten starke Korrosion. Ein Stabilisierungsring für das auskragende Kapitell war so weit geschädigt, dass eine statische Funktion nicht mehr gegeben war.

Die Figurengruppe ist aus Kupferblech mit einer Blechstärke von ca. 1,2 mm gefertigt. Sie war in der Vergangenheit mehrfach überarbeitet worden, zuletzt im Rahmen der umfassenden Instandsetzung in den 1980er Jahren. Hierbei wurde auch das Kreuz vollständig erneuert.

Die Untersuchungen ergaben große Korrosionsschäden an der horizontalen Spange der Figuren, der Unterkonstruktion des Kapitells sowie an den außenliegenden Eisenteilen der Sandsteintrommel. Zum Teil waren die Eisenteile fast vollständig korrodiert. Der Innenraum der Figurengruppe war durchfeuchtet, was durch eindringendes Wasser und Kondensat verursacht wurde.

Die Sandsteintrommel zeigte deutliche vertikale Risse und eine großflächig hohl liegende Schale. Ein homogenes Gefüge zur Lastabtragung war nicht mehr vorhanden. Ursache für diese Schäden waren die Nässe sowie die nachfolgende Korrosion der eisernen Verbindungsteile.

Ziel der Instandsetzung war die Reduzierung der Durchfeuchtung des Sandsteins sowie die Wiederherstellung der statisch wirksamen Verankerung der Figurengruppe.

Die statisch-konstruktive Instandsetzung der Sandsteintrommel erfolgte in einer Reihe von Einzelschritten:

  • Einhausen des Gerüstkopfes mit einem festen Dach und einer Gerüstplane auf den Außenseiten zur Trocknung als Voraussetzung für eine evtl. nötige Konservierung mittels Steinfestiger.
  • Reinigen der Sandsteintrommel mit Bürste o. ä. und Sichern der großflächigen Schale mit V4A-Gewindestangen unter Verwendung eines rein mineralischen Klebers (Stein-Silikat-Kleber). Verfüllen aller offenen Fugen und Risse, einschließlich Aufstandsfläche der Sandsteintrommel auf der Kalksteinsäule mit Stein-Silikat-Kleber.
  • Rückarbeiten der Mantelfläche der Sandsteintrommel ca. 5 mm. Im Bedarfsfall festigen der instabilen Sandsteinoberflächen mit Steinfestiger.
  • Korrosionsschutz aller offen liegenden Eisenteile an der Oberfläche: trocken-mechanische Reduzierung der Korrosion, Rostschutz mit Reaktionshaftgrund und aktiv pigmentiertem Deckanstrich. Injektion von Rostversiegler in die nicht zugänglichen Rücklagen zum Stein.
  • Ergänzen der Oberflächen der Sandsteintrommel mit Reparaturmörtel zur Erzielung einer ebenen Mantelfläche.
  • Herstellen und Einbauen eines Stahlblechrohrs mit eine Wandstärke von 2 mm. Werkstoff-Nr.:1.4571 / A5. Bandmaterial 50 x 10 mm, werkstattseitig vorgerundet, zwei Halbringe mit Überblattung, verschraubt, verschweißt. Kunstharzbeschichtung – Marmorimitat. Das Rohr wird in der Werkstatt vorgerundet, vor Ort angepasst und verschweißt.
  • Verfüllen des durch Rohr und Sandsteintrommel gebildeten Zwischenraums mit einem Stein-Silikat-Kleber. Die Viskosität wurde so eingestellt, dass das Verfüllen des Zwischenraums von unten nach oben erfolgen konnte. Hierzu wurde das Stahlblechrohr angebohrt und Verpresspacker wurden gesetzt.
  • Einbau des Kapitells, Ausgleich des abschließenden Bleches, so dass das eindringendes Wasser nach außen abgeleitet werden kann. Die Aufstandsfläche des im Kapitell innenliegenden Kupferrohrs wurde bereichsweise geöffnet, so dass in Zukunft sowohl Kondensat abgeleitet als auch Luft zugeführt werden kann. Bei der Wiederaufstellung wurde am Kapitelldeckblech um den Tragstab eine neue Kupferblechaufkantung mit Überdeckung montiert, die von oben eindringendes Wasser und Kondensat nach außen ableitet. Die selbe Abdichtung wurde auch am Übergangspunkt vom Kreuz zur Weltkugel vorgerichtet, da hier stets Wasser eindrang.
  • Stabilisieren der Mittelstange durch Verschweißen der beiden Blechlaschen
  • Aufbau der Figurengruppe
  • Einbau eines Eisenbandes zur Sicherung der Kalksteinsäule unmittelbar unterhalb des oberen Abschlussprofils. Material Edelstahl 1.4571 / A5. Bandmaterial 50 x 10 mm, werkstattseitig vorgerundet, zwei Halbringe mit Überblattung, verschraubt, verschweißt. Kunstharzbeschichtung – Marmorimitat. Der form- und kraftschlüssige Verbund wurde durch eine Anpannvorrichtung hergestellt und die endgültige Lage durch Schweißen fixiert.

Die Instandsetzungsarbeiten wurden im Juli 2012, rechtzeitig vor Beginn des Gäubodenfestes im August abgeschlossen.

Beteiligte:

  • Bauherr: Stadtverwaltung Straubing
  • Untersuchungen Naturstein: St. Georgs Bauhütte Nördlingen
  • Untersuchungen Metall: Fa. Haber & Brandner
  • Ultraschallmessungen: Labor Dr. Hans Ettl & Dr. Horst Schuh
  • Denkmalpflege: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
  • Beratung zur Standsicherheit: Büro Bergmann GmbH
Foto: Haber & Brandner
Foto: Haber & Brandner
Foto: Haber & Brandner