Die Walburgiskapelle in Seeon

Ursprünglich Klosterkirche der Benediktinerinnen im 11. – 13. Jahrhundert, wurde die Kirche um 1470 über romanischen Grundmauern des Vorgängerbaus errichtet und 1481 zur Pfarrkirche erklärt. Risse und Schäden machten eine Gesamtrenovierung notwendig.

Anstelle der romanischen Apsis wurde im 15. Jahrhundert der bestehende Chor eingebaut.
Die Flachdecke über dem Langhaus wurde nach einem Brand 1561 durch ein Tonnengewölbe mit Stichkappen ersetzt. Vermutlich zur gleichen Zeit wurde die gemauerte Empore eingebracht.

St. Walburgis ist ein einschiffiger Bau mit vier Jochen und eingezogenem Chor mit drei-achtel-Schluss und außenliegenden Strebepfeilern.

Das Kreuzrippengewölbe im Presbyterium lagert auf Vorlagen mit Rund-diensten. Die Westempore mit Kielbögen wird voneinem Marmorpfeiler gestützt.

Nach der Einwölbung wurde der gesamte Innenraum im Stil des Manierismus, überwiegend auf einer Neuverputzung, neu dekoriert. Die Fassung zeigte nach bisherigen Befunden weiße Wand- und Gewölbeflächen, gegliedert durch Schildbögen mit ornamentierten Fasen und marmorierten Diensten.

Figürliche Darstellungen fanden sich im Chor und auf Medaillons im Langhausgewölbe. Die Darstellungen wurden in den nachfolgenden Jahrhunderten mehrfach überfasst. Erste Freilegungen wurden bereits 1913 vorgenommen.

An der Ostseite des Aufganges zur Empore finden sich auf der Erstfassung des späten 16. Jahrhunderts mehrere Rötelgraffiti, welche durchgehend von derselben Hand stammen und sechs Berittene, zwei Krieger zu Fuß und die Skizze eines Pferdes zeigen.

Die Ausstattung stammt einheitlich aus den Jahren 1780 – 1782 und ist derzeit ausgelagert. Die zwei Seitenaltäre sowie zwei Statuen wurden 1993 restauriert und befinden sich in der ehemaligen Klosterkirche.

1983 wurde eine Gesamtrenovierung eingeleitet. Bis 1986 konnten die Arbeiten zur Außeninstandsetzung, zur Stabilisierung des Gebäudes und zur Erneuerung des Turmaufsatzes abgeschlossen werden. Die Renovierung des Innenraums machte den leerstehenden Bau, der sich im Besitz der Gemeinde Seeon-Seebruck befindet, wieder öffentlich zugänglich machen und ermöglichte die sinnvolle Nutzung.

Zur dauerhaften Sicherung in den Gewölbeachsen des Langhauses wurden Überfangungen im Dachraum nach historischem Vorbild hergestellt. Die 1956 eingebrachten, im Innenraum sichtbaren Zugstangen wurden nachfolgend ausgebaut.

Schäden an der Raumschale zeigten sich durch ausgeprägte statische Risse im Langhaus, im Scheitel und an der Nordseite des Gewölbes, zwischen den Längswänden und den Wandvorlagen, zwischen der Ost- und Westwand und dem Gewölbe sowie am seitlichen Ansatz der Emporenbrüstung. Insbesondere im Bereich der Gewölberisse hat sich der Putz teilweise vom Untergrund gelöst.

Weiterer Schäden umfassten Durchfeuchtung und Versalzung im Sockelbereich sowie Bemoosung bzw. Befall durch Grünalgen an der Langhauswestwand, ausgedehnter Rotalgenbefall im gesamten Raum, auch im Gewölbe, Gelbalgenbefall am Langhausgewölbe über der Empore.

Nach Abschluss der Außeninstandsetzung wurde 2002 unter der Leitung des Planungsbüros für Umbau und Sanierung Dr. Bergmann mit der Innenrestaurierung begonnen.

Zunächst wurden zur dauerhaften Sicherung in den Gewölbeachsen des Langhauses Überfangungen im Dachraum nach historischem Vorbild eingebaut und die 1956 eingebrachten raumwirksamen Zugstangen ausgebaut.

Das Wiederherstellen des Raumeindrucks des späten 16. Jahrhunderts bei gleichzeitiger Forderung nach maximalem Substanzerhalt der Leitschicht war das vorgegebene Restaurierungsziel.

In vier Musterflächen wurde bereits 1995 – 97 die Möglichkeit der Restaurierung der Raumfassung des späten 16. Jahrhunderts erprobt. Hierbei wurden früher freigelegte Flächen nachbearbeitet, neue Flächen freigelegt, die Malschicht gefestigt, Fehlstellen gekittet und abschließend retuschiert.
Die Grobfreilegung erfolgte mechanisch mit Skalpell, die weitere Bearbeitung mit einem Feinstrahlgerät. Hohlliegende Putzpartien wurden mit Ledan D1 hinterspritzt. Fehlstellen wurden mit Kalkmörtel verkittet. Die Retusche erfolgte mit Aquarell-Farben in Trateggio-Technik.

Auf Grund der Schwierigkeiten bei der Freilegung und zum Schutz der Substanz wurden Teile der Raumschale nicht freigelegt. Der harmonische Übergang von freigelegten, sparsam retuschierte Flächen in rekonstruierte Bereiche war der künstlerische Anspruch, der an die Restauratoren gestellt wurde.

Nach Fertigstellung der Restaurierung erschließt sich dem Besucher ein homogener Raumeindruck. Die neue Ausstattung nimmt sich gegenüber der aufwändig gestalteten Raumschale zurück und beschränkt sich auf ihre Funktion. Somit kann das Gotteshaus auch für profane Veranstaltungen genutzt werden.

Beteiligte:

  • Bauherr: Gemeinde Seeon-Seebruck
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Denkmalpflege: Landesamt für Denkmalpflege, Herr Symank

Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:

  • Aufmaß, Voruntersuchung
  • Objektplanung
  • Tragwerksplanung