Die Klosterkirche St. Anna von Kloster Azlburg in Straubing

Der historische Bestand der Dachwerke der Klosterkirche wies erhebliche Schäden und Mängel auf. Ursachen waren sowohl eindringende Feuchte, insbesondere im Bereich der Dachtraufen und im Übergang zum Turm, als auch eine instabile Dachkonstruktion oberhalb der Hauptkuppel. 2012/13 wurde die Kirche instand gesetzt.

Der ehemalige Adelssitz Azlburg wurde 1748 von Elisabethinen zur Gründung eines Klosters mit Krankenhaus erworben. Nach einer 1786 genehmigten Landessammlung konnte bis 1789 der Bau der Kirche durch Anton Baumgartner vollendet werden. Die Ausstattung wurde in den folgenden Jahren fertig gestellt.

Die Klosterkirche St. Anna ist vollständig in den dreigeschossigen Nordflügel des Klosters integriert und umfasst mit Chorraum, Langhaus und Nonnenchor insgesamt acht Fensterachsen neben dem östlichen Turm. Der Kirchenraum hat eine Gesamtlänge von ca. 25 m bei einer Breite von ca. 8 m. Die Scheitelhöhe der Hauptkuppel erreicht ca. 10,6 m über dem Fußboden. Unter dem Langhaus befindet sich eine Gruft. Die Massivbauteile wurden aus Ziegelmauerwerk unter Verwendung von Kalkmörtel errichtet.
Die Fresken stammen von Franz-Xaver Merz, der Straubinger Bildhauer und Stukkateur Mathias Obermayr schuf den Orgelprospekt und die Stuckarbeiten. Bildhauerarbeiten wurden durch  Franz-Xaver Keller ausgeführt.

Das Bauwerk wird von einem einhüftigen Kehlbalkendach überdeckt. Die Dachneigung beträgt an der Außenseite ca. 40° und zum Innenhof ca. 45°. Die Firsthöhe liegt ca. 14,4 m über dem Geländeniveau des Kreuzgartens. Auf der Innenhofseite liegt die Dachtraufe um ein Geschoß tiefer als an der Außenfassade. Die Zerrbalkenlage über dem Kirchenraum wurde an der Wand zum hofseitigen Flur bei der Errichtung zunächst durch geneigte Abstrebungen abgefangen, die anschließend ummauert wurden. Die Abstrebungen stehen jeweils auf den Deckenbalken über dem Flur. In unregelmäßigen Abständen sind Bindergespärre angeordnet. Hier sind Sprengwerke aus Hängesäulen und zusätzlichen Streben in die Gespärre einbeschrieben. Die konstruktive Verbindung der Gespärre in Längsrichtung erfolgt allein über die Dachlattung. Windverbände sind nicht vorhanden.
Die Dachdeckung wurde bei einer Instandsetzung in den letzten Jahrzehnten als Biberdoppeldeckung erneuert. Auf den Walmflächen am Chorschluss wurde eine Kupferdeckung aufgebracht. An den Traufen sind gemauerte Gesimse vorhanden.
Das Langhaus und der eingezogene Chorraum mit dem halbkreisförmigen Chorschluss werden von kuppelförmigen Spantengewölben überdeckt. Über dem Nonnenchor ist eine Flachdecke mit kreisförmigem Deckenspiegel und Gewölbezwickeln in Spantenkonstruktion angebracht. Die Spantengewölbe sind planmäßig mit den Dachbauteilen verbunden. Alle Deckenflächen des Kirchenraums sind großflächig freskiert und reich stuckiert. Die Spantengewölbe besitzen eine Bockshaut.

Der Turm verjüngt sich etwa auf Traufhöhe zu einem Oktogon und wird von einer Zwiebel bekrönt. Im Turm befindet sich der bauzeitliche Glockenstuhl mit zwei kleinen Glocken.

Der historische Bestand der Dachwerke wies erhebliche Schäden und Mängel auf. Ursachen waren sowohl eindringende Feuchte, insbesondere im Bereich der Dachtraufen und im Übergang zum Turm, als auch eine instabile Dachkonstruktion oberhalb der Hauptkuppel. Infolge der Schäden an den Tragwerken kam es auch zu Schäden an den Putzen und den Ausmalungen auf der Gewölbeuntersicht und an den Wänden.

Zu allen maßgebenden Bauteilen wurden statische Berechnungen durchgeführt. Die dabei festgestellten Defizite bildeten die Grundlage für die Stabilisierung der Dachwerke und des Spantengewölbes. Alle Schäden durch tierische und pflanzliche Schädlinge wurden konstruktiv repariert.
Zur statisch-konstruktiven Instandsetzung wurden folgende Baumaßnahmen ausgeführt:

Instandsetzung Langhaus:

  • Einrüstung Dachtraufen Außenseite und im Innenhof
  • Ausbau Fenster und Innenspiegel durch Restaurator
  • Einbau bauprovisorische Verspannungen unter Kuppel in 2 Achsen,
    hydraulisches Anspannen im Beisein der Bauleitung
  • Aufbau Wetterschutzdach, Ausdecken der Traufen
  • Entschutten der Mauerkronen, Abbau Traufgesimse
  • Reparatur der Dachfußpunkte, Erneuerung Mauerlatten, querschnittsgleich soweit möglich, ansonsten Beilaschung mit Vollholz oder Kerto-Platten
  • Ausbau Wärmedämmung auf Spantengewölbe, Überarbeitung der Bockshaut durch Restaurator
  • Reparatur Kehlbalken und Sprengwerke, Sicherung geöffneter Verbindungen
  • Ausdecken Dach über Kuppel, Höhenausgleich Dachfläche
  • Einbau Kerto-Scheiben mit Verspannungen
  • Montage Verspannungen
  • Anspannen im Beisein der Bauleitung
  • Neuaufmauern Traufgesimse
  • Ergänzen Putz der Gesimse
  • Herstellen Dachentwässerung, Wiedereindecken der Dachflächen
  • Ausbau der bauprovisorischen Verspannungen
  • Wiederherstellen Fenster und Spiegel
  • Instandsetzen der Oculi im Altarraum
  • Ausrüsten Innenraum
  • Ergänzen Fassadenanstrich

Instandsetzung Chorwalm und Turm:

  • Einrüstung Dachtraufen am Chorwalm, Aufbau Wetterschutzdach
  • Öffnen der Verblechung entlang der Traufe, Entschutten der Mauerkrone; Sichtung der Dachfußpunkte: keine Reparatur erforderlich
  • Reparatur Schwelle neben Turm
  • Austausch der Kragbalken im Turm
  • Wiederherstellen Dachentwässerung, Ergänzung Verblechung

Zur Sicherung der Raumschale waren umfangreiche restauratorische Maßnahmen erforderlich. Diese wurden durch die Kirchenmaler- und Testaurierungswerkstätten Andreas Richter aus Regenstauf ausgeführt.

Das Büro Bergmann übernahm folgende Planungen:

  • Geodätisches Aufmaß
  • Objektplanung
  • Tragwerksplanung

Beteiligte:

  • Bauherr: Kloster Azlburg der Elisabethinen
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
  • SiGe-Planung: SiGeKo Maximilian Helmbrecht
  • Denkmalpflege: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,
    Herr Dr. Schmidt