Die Kath. Pfarrkirche „Verklärung Christi auf dem Berg“ wurde 1959-61 von Alexander von Branca erbaut. Nach bisher nur kleineren Maßnahmen zum Bauunterhalt wurde von 2007 bis 2012 die erste umfassende Instandsetzung an dem unter Denkmalschutz stehenden Bau durchgeführt.
Das Planungsbüro für Umbau und Sanierung Dr.-Ing. Norbert Bergmann (jetzt Büro Bergmann GmbH) wurde mit den Architekturleistungen zur Instandsetzung der Pfarrkirche „Verklärung Christi auf dem Berg“ beauftragt.
Die Neue Pfarrkirche in Rohrbach, ein modernes Denkmal
Der Architekt schrieb zu seinem Bau: „Die Kirche sollte sich in schlichten Formen in die landschaftliche Gegebenheit eingliedern und trotz ihrer eigenen Ausdruckswelt nicht übermäßig aus dem Landschafts- und Architekturbild des Ilmtales heraustreten. Sie sollte außerdem als Landkirche erkennbar sein. Der Kirchenraum wird durch einen Vorhof erschlossen und ist damit dem weltlichen Getriebe der Auffahrt entrückt. Auch ohne architektonische Raffinements erfüllt den einfachen Raum eine gedämpfte Stimmung.“
Die Anlage liegt auf einer Anhöhe über dem Ort Rohrbach. Der Kirchenbau ist etwa 36 m lang, 24 m breit und 15 m hoch. Die Sakristei und Beichtkapelle schließen im Süden an.
Der gegen Osten rundbogig abschließende Bau wird über den westlichen Vorhof erschlossen. Der Vorhof wird durch den Kreuzgang im Norden, durch die Vorhalle im Westen und durch den Pfarrhof im Süden begrenzt. Am Kreuzgang im Norden schließt der freistehende Glockenturm.
Der über Stahlbetonrundstützen aufsteigende Hauptraum wird von einem Umgang eingefasst. Dessen raumseitige Abschlüsse sind aus Sichtmauerwerk (Wendischer bzw. Märkischer Verband, NF-Format). Die Obergadenwände sind ausgemauert, verputzt und mit Leimfarbe beschichtet.
Die Deckenuntersichten, die Ringbalken, die Laibungen und Stützen sind in Sichtbeton ausgebildet. Die Schalung der Sichtbetonbauteile erfolgte mit großem Aufwand (Schalbretter kleinteilig, exaktes Nagelbild, konische Schalung in der Rundung).
Die Belichtung der Kirche erfolgt über schmale Fensterbänder unterhalb des offenen Dachstuhls. Der Altarraum wird über einen turmartigen Aufbau mit Glassatteldach beleuchtet. Unterhalb des Altarraums befindet sich die tonnengewölbte Unterkirche.
Als Bodenbelag wurden großformatige Natursteinplatten (Gundelsheimer-Jura-Travertin, rahmweiß) zusammen mit Ziegeplatten im Fischgrätverband eingebaut.
Die Dacheindeckung erfolgte mit Flachdachpfannen (zweite Deckung von 1968). Zur Ausbildung des kegelförmigen Abschlusses im Osten waren unterschiedlich große Platten speziell für diesen Einsatz hergestellt worden.
Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk wurde seit seiner Erbauung nur geringfügig verändert: Der Außenanstrich wurde 25 Jahre nach der Einweihung erneuert.
Nach dem Zusetzen des Fensters über der Empore wurde der gesamte Westgiebel raumseitig mit einem deckenden ockerfarbenen Anstrich versehen. Wegen bauphysikalischer Schwierigkeiten wurde die Außentreppe an der Sakristei rückgebaut. Das undichte Glassatteldach über dem Altarraum wurde 1997 erneuert.
Entwurfsgrundlage
Bei einem Ortstermin mit dem Architekten Alexander Freiherr von Branca konnten wir mit dem Erbauer seine Intentionen für den Kirchenbau besprechen:
Als Vorbild für den Bau nannte von Branca die dreischiffige Basilika von Ilmmünster, Pfarrkirche St. Arsatius, von 1210/20, umgestaltet 1676 und 1875.
Die Kirche erhielt einen Vorhof als Puffer um die unruhige Welt hinter sich zu lassen. Der Raum wurde ohne Dekoration ausgeführt, er ist großzügig, nicht beengt und soll gebautes Leben sein.
Von Branca wollte keine neue Idee für den Kircheninnenraum entwickeln, er beruft sich auf seinen „Geistigen Vater“, Friedrich II. von Hohenstaufen und wollte mit der Neuen Pfarrkirche in Rohrbach ein „kleines Stück bayerisches Italien“ erschaffen.
Zeitliche Einordnung
„Geschichte ist ein Prozess, der andauert und ständig verändert wirkt: Auch die gebaute Umwelt und die Einstellung der Menschen dazu ändert sich. Um einen Überblick über treibende Kräfte und typische kulturelle Äußerungen einer Zeit zu gewinnen, ist ein gewisser Abstand notwendig. Die dreißig Jahre einer Generation, die in manchen Ländern in Denkmalschutzgesetzen als Mindestalter verankert sind, mögen durchaus als ein sinnvolles Maß gelten. Die beiden Jahrzehnte der Nachkriegszeit (etwa zwischen 1945 und 1962) sind aus dieser Distanz als abgeschlossene Kulturepoche zu betrachten: Kräfte der Beharrung und der Erneuerung wirkten nach Kriegsende nebeneinander mit konkurrierenden Vorstellungen von einem neuen Bauen, von der zukünftigen Stadt.“
„In der Tat markieren die fünfziger Jahre vor der Überschwemmung des Marktes durch Massenware die letzte „handwerkliche Epoche“ des Bauens.“
Siehe „Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre“ (Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Band 33, Seite 147ff und 148ff).
Denkmalschutz
„Als historische Dokumente von hoher sozialer und politischer Bedeutsamkeit, als Zeichen zeittypischer Gestaltungsabsichten sind die Bauten unserer jüngsten Vergangenheit schutzwürdig! …. Alle sind gleichermaßen angesprochen, dieses Erbe nicht wegzuwerfen und nicht achtlos zu ersetzen durch vordergründig pflegeleichte Erzeugnisse, die einer sich rasch wandelnden Mode folgen.“
Siehe „Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre“ (Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Band 33, Seite 148ff).
Instandsetzung
Die erste größere Instandsetzung des unter Denkmalschutz stehenden Baudenkmals von 1961 mit weitgehend bauzeitlicher Orginalsubstanz stand 2007 nun an. Der behutsame Umgang mit dem Bestand, unter Nutzung der Möglichkeiten der uns heute zur Verfügung stehenden Techniken war Voraussetzung, um das Bauwerk im Geiste des Architekten von Branca zu renovieren.
Als erster Bauabschnitt wurde der Innenraum der Kirche saniert.
Ziel der Maßnahem im Innenraum war, die bauzeitlichen materialsichtigen Oberflächen zu erhalten und nicht zu überfassen. Die behutsame Reinigung unter Erhalt der Alterungs- und Gebrauchsspuren wurde durchgeführt, um den materialsichtigen Charakter der Raumschale nicht zu verfälschen.
Die nachträglich ausgeführte dispersionshaltige Beschichtung des Westgiebels wurde abgenommen und die ursprünglich putzsichtige Oberfläche passend zum Bestand wieder hergestellt.
Die holzsichtige Ausstattung (Bestuhlung, Türen etc.) wurde repariert und neu beschichtet.
Die quadratische Lampen mit gelbem Glas in den Umgängen wurden überarbeitet. Zur besseren Beleuchtung des Kirchenraums wurden die bestehenden Strahler an den Zerrbalken erneuert.
Die bestehende Elektrotechnik wurde repariert und dem Stand der Technik angepasst. Die bestehenden Rohre konnten zur Nachinstallation herangezogen werden. Es wurden keine Schlitze in den Bestandswänden ausgeführt.
Die Anbindung an die neuen Lampen und Steckdosen erfolgte über den Dachraum der Umgänge. Vereinzelt wurde der bestehende Ziegel- und Natursteinbodenbelag zur Wiederverwendung aufgenommen und Elektroleitungen neu verzogen. Einzelne Platten wurden für den Einbau von Bodensteckdosen ausgeschnitten.
Das Landratsamt Pfaffenhofen gestattete den Betrieb der bestehenden Feuerungsanlage nur bis zum 30.06.2006. Die mit Öl betriebene Umluftheizung wurde ausgebaut und durch eine abschnittsweise regelbare elektrische Bankstrahlerheizung ersetzt. Die Kabel zum Anschluss der Bänke wurden im Kellergeschoss verlegt. Die einzelnen Zuleitungen wurden über Bohrungen im Fußboden in’s Erdgeschoss geführt.
Nach der Instandsetzung wurde eine Generalüberholung der Orgelanlage (Reinigung, Reparatur, Intonation und Stimmung) durchgeführt.
Im Anschluss an die Innensanierung erfolgte die Instandsetzung der Außenhaut:
Die schadhaften Putze der Fassaden wurden erneuert und die durch Korosion geschädigten Stahlbetonteile saniert. Die Fassade wurde mit einem mineralischen Anstrich beschichtet. Alle Stahl- und Holzbauteile wurden überarbeitet und entsprechend Bestand neu beschichtet.
Die Dach- und Fensteranschlüsse waren z.T. undicht und wurden überarbeitet. Bei den Obergadenfenster wurden gebrochene Scheiben ausgetauscht und die Rahmen neu beschichtet.
Bis 2007 wurden einzelne schadhaften Falzziegel mit im Keller eingelagerten passenden Ziegeln erneuert. Leider war der Lagerbestand aufgebraucht und der Falzziegel am Markt nicht mehr zu bekommen. Die Dacheindeckung musste erneuert werden. Es wurde entschieden, dass die Ergoldsbacher Flachdachpfanne E58S zum Einsatz kommen soll. Zum Schutz der Seitendächer vor herabfallendem Schnee wurden Schneefanggitter angebracht. Der Blitzschutz wurde erneuert.
Der Glockenstuhl und die Glockenstube wurden überarbeitet. Die korrodierte Stahlkonstruktion wurde ertüchtigt und neu beschichtet. Die Flachdecke unter dem Glockenstuhl erneuert und abgedichtet.
Die Kirchengemeinde wünscht eine behindertengerechten Zugang ins Kirchenschiff. Hierzu wurde eine reversible Rampe geplant.
Die Freianlagen um die Kirche wurden in Anlehnung an den bauzeitlichen Entwurf wieder hergestellt und entsprechend neuer Anforderungen (Parkplätze, etc.) ergänzt.
Parallel zur Kirchenrestaurierung wurde das im Gebäudekomplex integrierte, eingeschossige Pfarrheim ebenfalls saniert. Auch hier wurden nur wenige Umbauten sowie behutsame Reparaturen durchgeführt, um eine moderne Nutzung zu gewährleisten.
Beteiligte:
- Bauherr: Katholische Kirchenstiftung Rohrbach
- Maßnahmenträger: Bischöfliches Ordinariat Augsburg
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- Planung Elektro: Ingenieurtechnik Felber
- Planung Heizung – Sanitär: Ingenieurbüro Schiegerl
- SiGe-Planung: Büro Bergmann GmbH
- Bauphysik: IBN Bauphysik Consult, Dr. Neubauer
- Denkmalpflege: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Digitalisierung der Werkpläne des Bestands
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
- Koordination des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes auf der Baustelle