Die Burgruine Karlstein bei Bad Reichenhall

Die Burgruine Karlstein liegt auf dem westlichen der beiden Pankrazfelsen oberhalb der Straße von Bad Reichenhall, zum Thumsee gewandt. Auf dem Areal ist eine Besiedelung seit der Bronzezeit archäologisch überliefert. Im Jahr 2009 brach an der westlichen Umfassungs- mauer ein ca. 5 qm großes Stück der äußeren Mauerschale heraus, was Anlass für die Instandsetzungsmaßnahmen war.

Kurz vor 1150 ließ Konrad von Peilstein eine Befestigungsanlage erbauen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg im Jahre 1208. Der heute noch erhaltene Baubestand datiert überwiegend zwischen Mitte des 12. Jahrhunderts und dem ausgehenden 17. Jahrhundert.

Im Jahr 2009 brach an der westlichen Seite einer Mauer ein ca. 5 qm großes Stück der äußeren Schale heraus, was Anlass für den Beginn der Untersuchungen und der Instandsetzungsmaßnahmen war.

Die Anlage wird noch weitgehend von einer Umfassungsmauer mit einer Höhe von bis zu 7 m umschlossen, die auch den bis zu mehrere Meter hohen Geländesprung zwischen Außenseite und dem erhöht liegenden Burghof sichert. An der Südostseite und an der Nordseite ist die Mauer in Teilen abgängig. Am östlichen Ende ist die Anlage unvollständig erhalten, vermutlich sind hier Gebäudeteile in die Tiefe gestürzt. In der Umfassungsmauer liegende Verschlauderungen an der nordwestlichen Ecke weisen auf eine bereichsweise Erneuerung und frühere Sanierungen hin.

Durch einen Torbogen, der wohl einer frühneuzeitlichen Bauphase entstammt, gelangt man in den ca. 45 m langen und bis zu 20 m breiten Burghof. An der Ostseite ragen Reste der Wohnbauten und der mittelalterlichen Burgkapelle St. Andreas bis in ca. 12 m Höhe auf. Während der leicht eingezogene, rechteckförmige Chorraum der Burgkapelle noch weitgehend erhalten ist, stehen vom Langhaus nur noch kurze Maueransätze. Zur Abfangung des untermauerten Chorbogens wurden hier bei einer der letzten Sanierungen Eichenbalken eingezogen.

Am nördlichen Rand des Burgareals befindet sich auf einer Erhebung der ca. 8,5 m hohe Rest des runden Bergfrieds mit einem Außendurchmesser von etwa 9,0 m.

In der Mitte des Burghofs ist eine ca. 2 m in den Fels eingetiefte quadratische Zisterne ablesbar.

Die sichtbaren Mauerreste der Burgruine Karlstein lassen sich hinsichtlich Steinform und Verarbeitung unterscheiden: Als Steinmaterial stand der örtlich vorkommende Kalkstein zur Verfügung. Für Mauermörtel wurde bauzeitlich Kalkmörtel (Romankalk) verwendet. Bei den jüngsten Instandsetzungen kam Zement zum Einsatz. Die erneuerten Fugen wurden teils weit in die Steinoberflächen hineingezogen. Alle Mauerkronen waren mit einem Glattstrich aus Zementmörtel versehen worden. Auch die oberflächlich erkennbaren Mauerwerksverbände variieren: Während die älteren Bauteile überwiegend als vermutlich mehrschaliges Schichtenmauerwerk verarbeitet wurden, sind die neueren Mauerpartien eher als Bruchsteinmauerwerk zu klassifizieren. Die Quader der Außenschale haben Formate bis ca. 50 cm Länge und 30 cm Höhe. Im Wandinnern wurde Steinschutt mitverarbeitet.

Der Pankrazfelsen besteht aus massigem bis undeutlich gebanktem Hallstädter Kalk. Der westliche Felsen, auf dem die Ruine steht, ist teilweise in Hallstädter Dolomit umgewandelt. Im Bereich des Zugangsweges zwischen den beiden Felsen verläuft eine Zone mit weicheren Kalkmergeln. Vermutlich sind sämtliche Bauteile der Ruine direkt auf dem Fels gegründet, der nur wenig geklüftet und sehr gut zur Aufnahme der Bauwerkslasten geeignet ist. Mit einer nennenswerten Versickerung von Niederschlagswasser durch den Felsuntergrund ist nicht zu rechnen. Das gesamte im Burghof anfallende Niederschlagswasser muss daher über den Untergrund abgeleitet werden.

In der westlichen Umfassungsmauer war die äußere Mauerschale auf einer Fläche von ca. 5 Quadratmetern ausgebrochen. Vermutlich war der ausgebrochene Teil der Außenschale bereits schon einmal erneuert worden. An den Flanken der Ausbruchstelle und in der Innenfüllung waren Auflockerungen des Mauergefüges erkennbar. Mit dem Herausfallen von Steinen musste gerechnet werden. Bei einem Teileinsturz der westlichen Umfassungsmauer konnte ein Nachfall des anstehenden Geländes nicht ausgeschlossen werden.

An den Wandflächen von Bergfried und Burgkapelle waren an mehreren Stellen Sinterfahnen und nasse Stellen vorhanden, die sich bis ins Mauerinnere fortsetzten. Die Beobachtungen wurden durch die Mauerwerksuntersuchungen belegt: Der Durchfeuchtungsgrad lag bei mehreren Proben bei 100%, d.h. der Mörtel war wassergesättigt, was eine grundsätzliche Frostgefährdung der Mauern bedingte. Die an den Mauerwerken festgestellten Schäden waren überwiegend auf Niederschläge zurückzuführen, die durch offene Fugen und die Mauerkronen eindringen konnten. Bauschädliche Salze in relevanten Konzentrationen oder Treibmineralbildungen konnten nicht festgestellt werden.

Die Außenschale des Bergfrieds zeigte mehrere vertikale Risssysteme, die auf eine Auflockerung des Mauergefüges hindeuteten. Beim Abklopfen signalisierte der dumpfe Klang eine örtliche Ablösung der Außenschale. Unterschiedliche Verfugungen aus Zementmörtel wiesen auf mehrere Überarbeitungen der Risssysteme in jüngerer Zeit hin. Die Fugen waren teils schon wieder geschädigt, das Mauerwerk befand sich offensichtlich in Bewegung. An einzelnen Wandflächen, insbesondere an der westlichen Umfassungsmauer, waren die Fugen teils stark ausgewittert.

Die Baufuge zwischen der südwestlichen Umfassungsmauer und dem hofseitig angefügten Wandstück hat sich seit der letzten Sanierung weiter geöffnet. Offensichtlich ist die vorhandene Rückankerung nicht in der Lage, die erddruckbelastete Umfassungsmauer ausreichend zu stabilisieren.

Die Mauerkronen und einige Mauerflächen waren teils stark bewachsen. Insbesondere an der westlichen Umfassungsmauer war in den Fugen der Wandaußenseite ein intensiver Bewuchs vorhanden. An vielen Stellen hatten sich Büsche und kleine Bäume im Mauerwerk angesiedelt.

Die Eichenbalken unter dem Chorbogen der ehemaligen Burgkapelle waren durch Pilzbefall stark geschädigt. Im darüberliegenden Mauerwerk traten bereits erste Umlastungsrisse auf. Auch die hölzernen Sturzbalken am Durchbruch durch die südwestliche Umfassungsmauer waren geschädigt. Durch die Schäden an den Auflagern und das Schwinden der Balken wurde das darüberliegende Mauerwerk nicht mehr ausreichend unterstützt. Mit Umlastungen des darüberliegenden Mauerwerks und weiteren Rissen bzw. Verformungen musste gerechnet werden.

Zur Vermeidung weiterer Schäden an den Mauerwerkskonstruktionen musste der Wassereintrag in das Mauerwerk und somit die Frostgefährdung vermindert werden. Hierzu wurden die offenen Fugen an den Wandoberflächen und die Mauerkronen überarbeitet und das ausgebrochene Mauerwerk an der Umfassungsmauer wieder kraftschlüssig vervollständigt. Am Bergfried wurden die abgelösten Mauerschalen mit Vernadelungen untereinander verbunden. Durch Verpressen wurde hier die Schubtragfähigkeit des Mauerquerschnitts wiederhergestellt. An der Südwestecke wurde eine weitere Verspannung zur Aufnahme des Erddrucks eingesetzt. Die geschädigten Holzbalken in der Chorbogenwand der Burgkapelle mussten durch Stahlbetonbalken ersetzt werden. Zusätzlich wurde eine neue Absturzsicherung eingebaut.

Die Arbeiten wurden streng nach dem vorgegebenen Ablauf- und Sicherheitskonzept durchgeführt. Die Vorgabe und Kontrolle der Anspannkräfte für die Rückankerung erfolgte durch die Bauleitung.

Aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit der Burgruine wurden Baustelleneinrichtung, Gerüst- und Baumaterial mit dem Hubschrauber an- und abtransportiert. Für die Wasserversorgung wurde eine Leitung gelegt und das Wasser mit Hilfe der Feuerwehr nach oben gepumpt. Strom konnte von der benachbarten Kirche St. Pankraz abgeleitet werden. Für die Bauarbeiter begann jeder Arbeitstag mit einem Aufstieg zu Fuß über ca. 100 Höhenmeter.

Die Instandsetzungsarbeiten wurden im Juli 2012 begonnen und im November des Jahres abgeschlossen.

Beteiligte:

  • Bauherr: Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb Berchtesgaden
  • Materialuntersuchungen: Institut für Gebäudeanalyse und Sanierungs-
    planung München GmbH
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Baugrundgutachten: Dr. Stefan Kellerbauer
  • Denkmalpflege: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:

  • statisch-konstruktive Voruntersuchung
  • Objektplanung
  • Tragwerksplanung
  • statische Beratung