Die Klostergebäude sind für die Nutzung durch die Schwestern zu groß geworden, doch die Elisabethinen wollen ihre klösterliche Heimat Azlburg nicht verlassen, sondern in den eigenen Räumen bleiben und das christliche Leben in Gemeinschaft weiterführen. Nachdem die Kirche 2012/13 instandgesetzt wurde, wurde von 2015 bis 2018 der Konventbereich verkleinert, zur Beschränkung der Nutzung auf Süd- und Westflügel.
Die Klosterkirche St. Anna von Kloster Azlburg in Straubing
Der historische Bestand der Dachwerke der Klosterkirche wies erhebliche Schäden und Mängel auf. Ursachen waren sowohl eindringende Feuchte, insbesondere im Bereich der Dachtraufen und im Übergang zum Turm, als auch eine instabile Dachkonstruktion oberhalb der Hauptkuppel. 2012/13 wurde die Kirche instand gesetzt.
Der ehemalige Adelssitz Azlburg wurde 1748 von Elisabethinen zur Gründung eines Klosters mit Krankenhaus erworben. Nach einer 1786 genehmigten Landessammlung konnte bis 1789 der Bau der Kirche durch Anton Baumgartner vollendet werden. Die Ausstattung wurde in den folgenden Jahren fertig gestellt.
Die Klosterkirche St. Anna ist vollständig in den dreigeschossigen Nordflügel des Klosters integriert und umfasst mit Chorraum, Langhaus und Nonnenchor insgesamt acht Fensterachsen neben dem östlichen Turm. Der Kirchenraum hat eine Gesamtlänge von ca. 25 m bei einer Breite von ca. 8 m. Die Scheitelhöhe der Hauptkuppel erreicht ca. 10,6 m über dem Fußboden. Unter dem Langhaus befindet sich eine Gruft. Die Massivbauteile wurden aus Ziegelmauerwerk unter Verwendung von Kalkmörtel errichtet.
Die Fresken stammen von Franz-Xaver Merz, der Straubinger Bildhauer und Stukkateur Mathias Obermayr schuf den Orgelprospekt und die Stuckarbeiten. Bildhauerarbeiten wurden durch Franz-Xaver Keller ausgeführt.
Das Bauwerk wird von einem einhüftigen Kehlbalkendach überdeckt. Die Dachneigung beträgt an der Außenseite ca. 40° und zum Innenhof ca. 45°. Die Firsthöhe liegt ca. 14,4 m über dem Geländeniveau des Kreuzgartens. Auf der Innenhofseite liegt die Dachtraufe um ein Geschoß tiefer als an der Außenfassade. Die Zerrbalkenlage über dem Kirchenraum wurde an der Wand zum hofseitigen Flur bei der Errichtung zunächst durch geneigte Abstrebungen abgefangen, die anschließend ummauert wurden. Die Abstrebungen stehen jeweils auf den Deckenbalken über dem Flur. In unregelmäßigen Abständen sind Bindergespärre angeordnet. Hier sind Sprengwerke aus Hängesäulen und zusätzlichen Streben in die Gespärre einbeschrieben. Die konstruktive Verbindung der Gespärre in Längsrichtung erfolgt allein über die Dachlattung. Windverbände sind nicht vorhanden.
Die Dachdeckung wurde bei einer Instandsetzung in den letzten Jahrzehnten als Biberdoppeldeckung erneuert. Auf den Walmflächen am Chorschluss wurde eine Kupferdeckung aufgebracht. An den Traufen sind gemauerte Gesimse vorhanden.
Das Langhaus und der eingezogene Chorraum mit dem halbkreisförmigen Chorschluss werden von kuppelförmigen Spantengewölben überdeckt. Über dem Nonnenchor ist eine Flachdecke mit kreisförmigem Deckenspiegel und Gewölbezwickeln in Spantenkonstruktion angebracht. Die Spantengewölbe sind planmäßig mit den Dachbauteilen verbunden. Alle Deckenflächen des Kirchenraums sind großflächig freskiert und reich stuckiert. Die Spantengewölbe besitzen eine Bockshaut.
Der Turm verjüngt sich etwa auf Traufhöhe zu einem Oktogon und wird von einer Zwiebel bekrönt. Im Turm befindet sich der bauzeitliche Glockenstuhl mit zwei kleinen Glocken.
Der historische Bestand der Dachwerke wies erhebliche Schäden und Mängel auf. Ursachen waren sowohl eindringende Feuchte, insbesondere im Bereich der Dachtraufen und im Übergang zum Turm, als auch eine instabile Dachkonstruktion oberhalb der Hauptkuppel. Infolge der Schäden an den Tragwerken kam es auch zu Schäden an den Putzen und den Ausmalungen auf der Gewölbeuntersicht und an den Wänden.
Zu allen maßgebenden Bauteilen wurden statische Berechnungen durchgeführt. Die dabei festgestellten Defizite bildeten die Grundlage für die Stabilisierung der Dachwerke und des Spantengewölbes. Alle Schäden durch tierische und pflanzliche Schädlinge wurden konstruktiv repariert.
Zur statisch-konstruktiven Instandsetzung wurden folgende Baumaßnahmen ausgeführt:
Instandsetzung Langhaus:
- Einrüstung Dachtraufen Außenseite und im Innenhof
- Ausbau Fenster und Innenspiegel durch Restaurator
- Einbau bauprovisorische Verspannungen unter Kuppel in 2 Achsen,
hydraulisches Anspannen im Beisein der Bauleitung - Aufbau Wetterschutzdach, Ausdecken der Traufen
- Entschutten der Mauerkronen, Abbau Traufgesimse
- Reparatur der Dachfußpunkte, Erneuerung Mauerlatten, querschnittsgleich soweit möglich, ansonsten Beilaschung mit Vollholz oder Kerto-Platten
- Ausbau Wärmedämmung auf Spantengewölbe, Überarbeitung der Bockshaut durch Restaurator
- Reparatur Kehlbalken und Sprengwerke, Sicherung geöffneter Verbindungen
- Ausdecken Dach über Kuppel, Höhenausgleich Dachfläche
- Einbau Kerto-Scheiben mit Verspannungen
- Montage Verspannungen
- Anspannen im Beisein der Bauleitung
- Neuaufmauern Traufgesimse
- Ergänzen Putz der Gesimse
- Herstellen Dachentwässerung, Wiedereindecken der Dachflächen
- Ausbau der bauprovisorischen Verspannungen
- Wiederherstellen Fenster und Spiegel
- Instandsetzen der Oculi im Altarraum
- Ausrüsten Innenraum
- Ergänzen Fassadenanstrich
Instandsetzung Chorwalm und Turm:
- Einrüstung Dachtraufen am Chorwalm, Aufbau Wetterschutzdach
- Öffnen der Verblechung entlang der Traufe, Entschutten der Mauerkrone; Sichtung der Dachfußpunkte: keine Reparatur erforderlich
- Reparatur Schwelle neben Turm
- Austausch der Kragbalken im Turm
- Wiederherstellen Dachentwässerung, Ergänzung Verblechung
Zur Sicherung der Raumschale waren umfangreiche restauratorische Maßnahmen erforderlich. Diese wurden durch die Kirchenmaler- und Testaurierungswerkstätten Andreas Richter aus Regenstauf ausgeführt.
Beteiligte:
- Bauherr: Kloster Azlburg der Elisabethinen
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- SiGe-Planung: SiGeKo Maximilian Helmbrecht
- Denkmalpflege: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,
Herr Dr. Schmidt
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Geodätisches Aufmaß
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
Das Kloster Azlburg in Straubing
Das Schlösschen Azlburg am Rande der Stadt Straubing wurde 1748 durch Prager Elisabethinen zur Gründung eines Klosters mit Krankenhaus erworben. 1787-1789 wurden von Anton Baumgartner der Kloster- und Krankenhaustrakt zur Vierflügelanlage erweitert und die Kirche erbaut. Der Nordflügel enthält noch Teile des Vorgängerbaus. 1807 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisierung aufgehoben und 1829 durch Ludwig I. von Bayern wieder eingerichtet.
Kloster Azlburg ist eine barocke Vierflügelanlage mit dreigeschossigen Walmdachtrakten und einem Polygonalturm mit Zwiebelhaube im Nordosten. Im Ostflügel befindet sich die Klosterkirche St. Anna, deren Flankenturm an der Südost-Seite des Gebäudetrakts sitzt. Die Kirche wurde in den Jahren 2012/13 instandgesetzt.
Die Elisabethinen sind in der Krankenpflege tätig. Zunächst fand diese im Klostergebäude statt. Einer der Krankensäle ist heute noch vorhanden: der sogenannte Konferenzraum. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde im Norden ein mehrgeschossiges Krankenhaus angebaut und immer wieder erweitert. Die Klostergebäude wurden in den 1950er Jahren aufgestockt. 1994 erfolgte die räumliche und organisatorische Trennung von Kloster und Krankenhaus, das als Klinikum St. Elisabeth GmbH heute den Landkreis Straubing versorgt.
Die Klostergebäude mit etwa 60 Zimmern sind für die Nutzung durch die Schwestern zu groß geworden, doch die Elisabethinen wollen ihre klösterliche Heimat Azlburg nicht verlassen, sondern in den eigenen Räumen bleiben und das christliche Leben in Gemeinschaft weiterführen.
Hierfür wurde der Konventbereich verkleinert und auf die Nutzung von Süd- und Westflügel beschränkt. Das Refektorium wurde verlegt, gleich neben die moderne Küche, die zur Versorgung von bis zu 50 Personen ausgelegt ist und weiter betrieben wird. Jeweils zwei bzw. drei der kleinen Klosterzellen im Süd- und Westflügel wurden in ein- und zwei-Zimmer-Apartments zusammengefasst. Jedes Apartment besitzt nun ein eigenes Bad und einen Vorraum.
Die Kirche im Ostflügel bleibt dem Konvent zugeordnet und wird auch zukünftig für Besucher zugänglich sein. Die übrigen Gebäudebereiche wurden vom Klosterteil abgetrennt und stillgelegt.
Der Haupteingang zum Kloster wurde von der Ostseite zur Südfassade verlegt und ist nun durch den Klostergarten erreichbar, der im Zuge der Herstellung der Feuerwehrzufahrt mit umgestaltet wurde.
Beteiligte:
- Bauherr: Kloster Azlburg der Elisabethinen
- Denkmalpflege: Landesamt für Denkmalpflege, Herr Dr. Schmidt
- Geodätisches Aufmaß: Büro Bergmann GmbH
- Statisch-konstruktive Voruntersuchung: Büro Bergmann GmbH
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- Planung HLS: R. Hermann, GmbH & Co. KG, Kirchroth
- Planung Elektro: Elektro Kellner GmbH, Steinsberg/Regenstauf
- Baugrunduntersuchung: IFB Eigenschenk, Deggendorf
- SiGe-Koordination: M. Helmbrecht, Straubing
Die statisch-konstruktiven Maßnahmen zum Umbau des Konvents
Der Teilumbau von Süd- und Westflügel ist mit so wenig Eingriffen in die Originalsubstanz wie möglich erfolgt. Wände und Decken wurden nach Bedarf (Statik, Brandschutz) erneuert bzw. verstärkt.
Im Einzelnen wurden folgende Umbaumaßnahmen durchgeführt:
– Verlegung des Haupteingangs zur Klausur an die Südfassade des Südflügels, die Bestandswände zum Flur und zum Foyer wurden mit Unterzügen abgefangen
– Rückbau der zu kleinen und gewendelten Treppe im Südflügel und Einbau neuer Stahlbetondecken
– Einbau eines neuen Treppenhauses im Südflügel mit innenliegendem Aufzug: Treppenläufe, Podeste, Aufzugsschacht und Sargdeckel wurden in Stahlbeton ausgeführt
– Einbau von drei Brandwänden: Ertüchtigung der bestehenden Wände bzw. Neubau im Dachraum, Brandwand West und Ost trennen den Konventbereich vom nicht genutzten Bereich
– Schaffung von 11 ein- und zwei-Zimmer-Apartments durch Querverbindung der vorhandenen Klosterzellen mittels Türöffnungen, und Einbau neuer Bäder, neue Zwischenwände wurden in Trockenbau mit einer Holz-Ständerkonstruktion errichtet
– Der Kellerzugang von außen wurde überdeckt und die Wandöffnung nach außen abgemauert. Der historische Türbogen und die gemauerte Treppe blieben erhalten.
Einzelne unterdimensionierte Holzbalkendecken wurden durch seitliche Vollholz-Beilaschungen und eine schubsteif aufgeschraubte Furnierschichtholz-Platte verstärkt.
Im neuen Treppenhaus und den angrenzenden Räumen wurden Stahlbetondecken eingebaut. Die Auflagerung erfolgte in Mauertaschen bzw. auf Mauerabsätzen des Bestandsmauerwerks. Um die auf dem Kellergewölbe stehende Bestandswand nicht zusätzlich zu belasten, erhielten die Treppenhausdecken über EG und 1. OG an den östlichen Deckenrändern Überzüge. Die Lastabtragung erfolgt hier zur Außenwand und zur längslaufenden Innenwand.
Der Aufzugsschacht aus Stahlbeton wurde auf einer Bodenplatte gegründet. Bodenplatte und Aufzugsunterfahrt wurden als weiße Wanne hergestellt. An den Aufzugsschacht werden die Treppenpodeste und die Decken monolithisch angeschlossen. Die Treppenläufe wurden mit Tronsolen schalltechnisch entkoppelt.
Für die Brandwände wurden die bestehenden Querwände ertüchtigt und teils durch Vormauerungen ergänzt. In den Holzbalkendecken wurden in Achse der Brandwände Stahlbetonriegel eingebaut und die Stahlbeton-Rippendecken im betreffenden Bereich durch Ausbetonieren der Kammern ertüchtigt. Im Dachgeschoss wurde die Brandwand Süd als Stahlbeton-Wandscheibe ausgeführt, um die Bestandsdecke zu überspannen. Die Brandwand West wurde im Dachgeschoss ebenfalls als Stahlbeton-Wandscheibe errichtet und erhielt eine Abkantung unterhalb der bestehenden Dachfußpunkte. Die Brandwand Ost wurde mit konstruktiv angeordneten Ringbalken aufgemauert. Hier wurde der historische Dachstuhl durchtrennt und mit einem neuen Abschlussbinder versehen.