Schäden aus Durchfeuchtung und nachfolgender Salzbelastung an Wand- und Gewölbeoberflächen im Innenraum hatten Putz- und Malschichten angegriffen. Die Dachwerke waren an mehreren Stellen soweit geschädigt, dass die statische Funktion nicht mehr gewährleistet war. Eine Instandsetzung des Kaiserdoms wurde notwendig.
Kaiserdom Königslutter - Allgemeines
Der Kaiserdom in Königslutter wurde im 12. / 13. Jahrhundert erbaut. Der Grundstein zur Stiftskirche wurde im Jahr 1035 durch Kaiser Lothar III. gelegt. Die bauzeitlichen Flachdecken über dem Langhaus wurden im 15. Jahrhundert durch gotische Rippengewölbe ersetzt. 1693 stürzten die Gewölbe über dem Mittelschiff ein und wurden unmittelbar darauf als Kreuzgratgewölbe wieder aufgebaut.
Der Innenraum wurde in den Jahren 1887 bis 1894 im historistischen Stil komplett neugestaltet. Der Entwuf und die Konzeption stammt vom Architekten und Leiter des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, August von Essenwein. Die Malerarbeiten wurden durch Adolf Quensen ausgeführt. Im Ostteil der Kirche ist diese Fassung weitgehend bis heute erhalten. Im Langhaus wurden die Malereien des 19. Jahrhunderts 1956 zur Aufhellung des Raumes überfasst.
Zwischen 1973 und 1978 wurden nach Entwürfen von Klaus Pieper das aufgehende Mauerwerk und die Gewölbe stabilisiert sowie eine umlaufende Drainage eingebaut. Stahlbetonbalken oberhalb der Gewölbe und Rückankerungen im aufgehenden Mauerwerk nehmen den Horizontalschub der Gewölbe auf. Vernadelungen und Zementinjektionen verbessern die Lastabtragung des Mauerwerks.
Die Wand- und Gewölbeoberflächen im Innenraum zeigten Anfang des neuen Jahrtausends Schäden aus Durchfeuchtung und nachfolgender Salzbelastung. An Putz- und Malschichten waren Materialzerstörungen festzustellen. Große Teile der Dachdeckung waren undicht. Die Dachwerke waren an mehreren Stellen soweit geschädigt, dass die statische Funktion nicht mehr gewährleistet war.
Die Gesamtinstandsetzung des Kaiserdoms in Königslutter ab 2002 beinhaltete neben den erforderlichen konstruktiven Maßnahmen zur Instandsetzung der Dachwerke und einer Konservierung der Natursteinfassadenflächen auch die vollständige Restaurierung des Kircheninnenraums einschließlich seiner festen und beweglichen Ausstattung sowie die Errichtung von Nebenräumen zwischen Dom und ehemaligem Refektorium („Stuhllager“).
2002 wurden die Dachwerke des Ostteils (Chor, Querhäuser, Nebenchöre und Vierungsturm) repariert und die zugehörigen Fassaden überarbeitet. In den Jahren 2003 und 2004 folgte das Westwerk. Die Außeninstandsetzung wurde im Herbst 2005 mit der Reparatur der Dachwerke über dem Mittelschiff und den beiden Seitenschiffen und der Restaurierung der Natursteinfassaden abgeschlossen.
2005 wurden im Zuge der Baumaßnahmen zum neuen Stuhllager die Natursteinplattenbeläge im Chorbereich aufgenommen und zur Wiederherstellung der alten Stufenanlage eine neue Betonbodenplatte im Chor eingebaut.
Im März 2006 wurde in der Vierung und im Querhaus mit den Musterachsen zur Raumschale begonnen. Die Bearbeitung der Raumschale im Chorbereich wurde Anfang April 2007 bis auf das südliche Querhaus abgeschlossen. Dieser Bereich konnte Anfang Mai 2008 beendet werden. Nach der Ausrüstung des südlichen Querhauses wurden die steinrestauratorischen Arbeiten an den Epitaphien ausgeführt.
Während der Gerüststellung im Chorbereich wurde das Mittelschiff für kirchliche Veranstaltungen weiter genutzt. Hierzu wurden Langhaus und Querhaus mit einer großen Staubschutzwand getrennt. Um den Terminplan einhalten zu können, war es notwendig, Teilarbeiten vorzuziehen. So wurde der Neuverputz der beiden Seitenschiffe bereits im August 2007 ausgeführt. Ab Anfang April 2008 war die Kirche dann für Besucher und kirchliche Veranstaltungen gesperrt.
Alle Kirchenfenster wurden überarbeitet und erhielten eine zusätzliche, außenliegende Schutzverglasung. Hierzu wurden die historischen Fenster ausgebaut und restauriert. Die Schutzverglasung wurde aus Spezial-Verbundsicherheitsglas hergestellt. Die historischen Fenster haben einen neuen Rahmen erhalten und wurden nach innen gesetzt. Sie erhielten zum Teil ein neues Bleinetz. Einzelne Scheiben wurden geklebt oder ergänzt. Für die kontrollierte Zuführung von Frischluft wurden in zwei Fenstern der Seitenschiffe und in den vier Fenstern der Nebenchöre Kippflügel eingebaut und mit einer elektrischen Steuerung ausgestattet. Anfallendes Schwitzwasser wird nun durch neue Rinnen aufgefangen.
Zur Vermeidung weiterer Schäden an den Farbfassungen durch Feuchte- und Salztransport wurde parallel zu den restauratorischen Arbeiten das Raumklima modifiziert. Ziel der Regelung für das Raumklima ist der nachhaltige Schutz der Wandmalereien sowie eine Vermeidung von Schäden an der hölzernen Ausstattung, insbesondere der Orgel. Die Steuerung der vorhandenen Heizungsanlage wurde überarbeitet. Für die kontrollierte Zuführung von Frischluft wurden in den vier Fenstern der Nebenchöre Kippflügel eingebaut und mit einer elektrischen Steuerung ausgestattet. In Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit wird nun Warmluft und/oder Frischluft gezielt zugeführt.
In den beiden Querhäusern wurden die vorhandenen Lüftungsbohrungen wieder aktiviert und in der Vierung vier weitere Bohrungen gesetzt. Im Dachwerk über den Querhäusern und der Vierung wurde eine Entlüftungsanlage installiert, die über die Bohrungen Luft aus dem Innenraum ansaugen kann. Im Gewölbe über dem Westwerk zwei Bohrungen gesetzt und darüber im Dachwerk eine weitere Entlüftungsanlage installiert.
Die Heizungsanlage wird automatisch gesteuert. Ein Handbetrieb wird grundsätzlich ausgeschlossen.
Die Sakristei wird über eine Fernwärmeleitung erschlossen. Die Erhöhung des Wärmebedarfs an der vorhandenen Heizung wird über einen Pufferspeicher mit Regelung abgefedert. Die vorhandene Heizungsanlage erhält ein zusätzliches Ausdehnungsgefäß und wird in den Regelungen angepasst. Die Sakristei hat im Erdgeschoss eine Fußbodenheizung, im Obergeschoss wurde eine Wandheizung eingebaut.
Parallel zur Innenrestaurierung wurde ab dem Frühjahr 2008 mit der Restaurierung der hölzernen und steinernen Ausstattung begonnen.
Im Zeitraum von Juli 2008 bis Juni 2009 wurden vorrangig die restauratorischen Arbeiten im Hauptschiff und den Seitenschiffen ausgeführt. Daneben wurde ein neuer Schmuckfußboden im Chor und in den Querhäusern eingebaut. Der Chor konnte ab Juli 2008 wieder von der Kirchengemeinde genutzt werden.
Die in den Werkstätten der Orgelbaufirma eingelagerte Furtwängler & Hammer Orgel von 1892/93 wurde bis Ende 2009 restauriert. Die alten Holzpodeste im Orgelraum und die Abtrennungen zum Balgraum wurden ausgebaut. Neben einer Überarbeitung und Ergänzung der vorhandenen Register wurde die Klarinette 8′ rekonstruiert. Da das bisherige Gebläse deutlich zu schwach war, wurde eine Auswechslung notwendig. Der Wiedereinbau des Orgelgehäuses und wesentlicher Teile der Mechanik erfolgte ab Oktober 2009. Nach der Restaurierung der Holzoberflächen durch den Restaurator konnte die Orgel ab Februar 2010 intoniert werden.
Im Herbst 2009 wurden die Gerüste im Mittelschiff und den beiden Seitenschiffen vollständig ausgebaut. Danach folgte die restauratorischen Arbeiten an der Ausstattung, die Restarbeiten an der Raumschale und der Einbau der Orgel. Die kirchliche Einweihung war am 04.04.2010.
Im Sommer 2010 wurde der Bauantrag zur Nutzung des Kaiserdoms als Versammlungsstätte gestellt. Auf Grund von geänderten Nutzungsanforderungen war eine Anpassung und teilweise Erneuerung der Ausstattungen nötig. Diese Maßnahmen wurden bis zum Sommer 2014 ausgeführt.
Beteiligte:
- Bauherr: Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Herr Henkel
- Nutzer: Ev.-Luth. Stiftskirchengemeinde Königslutter
- Projektverwaltung: Staatliches Baumanagement Braunschweig
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- SiGe-Planung: Büro Evers, Braunschweig
- Beratung Restaurierung: Werkstätten des NLD
- Bauphysik und Heizung, Sanitär: Dr. Berling, Braunschweig
- Elektroplanung: Büro Hornig, Braunschweig
- Beratung Konzerte: EuroKultour, Braunschweig
- Archäologie: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (NLD)
- Denkmalpflege: NLD, Herr Dr. Grote, Herr Jung
- Orgelsachverständiger: Herr Wilhelm, Braunschweig
- Aufmaß, Fotografie: Deutsches Bergbau Museum, Bochum
- Chem.-mineralogische Untersuchungen: ZMK, Herr Dr. Schwarz
- Archivalienforschung, Dokumentation: Herr Lilge, Heinade-Hellental
- Fotografie: Herr Trapp, Oldenburg
- Akustische Beratung: Staatstheater Braunschweig,
Herr Weller und Herr Prof. Meyer, Braunschweig
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Geodätische Aufmaße des Chorraums und der Dachwerke
- Bauforschung und Entwürfe zur Rekonstruktion des Schmuckfußbodens
- Lichtkonzept
- Konzipierung und Entwurf eines Anbaus (Stuhllager)
- Erstellung der HU-Bau
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
- Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen und Veröffentlichungen
Instandsetzung der Dachwerke
Alle Dachwerke des Kaiserdoms in Königslutter wurden von 2002 bis 2005 umfassend instandgesetzt. Hierbei wurden auch alle Blechanschlüsse und die gesamte Wasserführung erneuert sowie alle Gewölbeoberseiten entschuttet und gereinigt.
Die stark geschädigten, in großen Teilen nicht mehr vorhandenen, doppelten Mauerlatten im Dachwerk über dem Chor wurden repariert und ergänzt. Die Sparrenfußpunkte und Deckenbalkenköpfe wurden querschnittsgleich ergänzt. Der freistehende, östliche Giebel wurde in zwei Achsen verschlaudert.
Die geschädigten Sparren in den Dachwerken über den Nebenchören wurden ausgetauscht. Der Einbau von zusätzlichen Sprengwerken verhindert das unplanmäßige Ablasten der Dachwerke auf die Gewölbescheitel. Die Mauerlatte wurde repariert.
Über der Sakristei wurde ein Sprengwerk und eine neue Firstpfette im Dachwerk eingebaut, sowie eine doppelte Schalung zur Stabilisierung.
In den Dachwerken über den Querhäusern wurden die geschädigten Sparrenfußpunkte sowie die doppelte Mauerlatte querschnittsgleich repariert oder ergänzt. Die Zerrbalken wurden mit Rundstählen am First hochgehängt. Die korrodierten Schlaudern im südlichen Giebel wurden erneuert.
In der Vierung wurden die vorhandenen Schlaudern ergänzt und es wurde eine zusätzliche Verspannung über dem Gewölbe eingebaut. Die Balkenlage des Glockenstuhls wurde instandgesetzt, anschließend wurde eine neue Dielung im Bereich der Glockenstube eingebaut.
In den beiden Türmen wurden die durch Schädlingsbefall geschwächten Querschnitte der Deckenbalken und Mauerlatte ergänzt bzw. erneuert. Die Mauerlatte und Deckenbalken wurden mittels Überblattung repariert, die Sparrenstöße mittels Beilaschungen gesichert. Als statisch wirksame Scheibe wurde eine Diagonalschalung auf der Deckenbalkenlage eingebaut.
Im Dachwerk über dem Mittelschiff wurden einzelne Deckenbalken querschnittsgleich erneuert und die Mauerlatte in Teilbereichen repariert. In den Seitenschiffdächern wurden einzelne Fußpunkte zur Stabilisierung untermauert und die Sparren und Aufschieblinge erneuert.
Unter der Zerrbalkenlage des Mittelschiffdachwerks wurde ein Drahtgeflecht angebracht, auf dem eine Einblasdämmung über einer Dampfsperre eingebracht wurde. Auf der Oberseite der Zerrbalken wurde eine diffusionsoffene Unterdachbahn gegen Verschmutzung aufgelegt. In den Seitenschiffdächern war auf Grund der nicht vorhandenen Zerrbalkenlage ein Einbau von Dämmung wie vorher genannt nicht möglich: hier wurde eine Wärmedämmung zwischen den Sparren eingebracht, die unterseitig ebenfalls eine Dampfsperre erhielt.
Alle Schieferdächer (Vierung, Westtürme, Apsiden, Chor) waren in gutem Zustand und wurden nur partiell überarbeitet. Alle Dachflächen von Mittelschiff, Seitenschiffe, Querhäuser, Chor, Nebenchöre und Sakristei erhielten eine neue Dachdeckung.
Die Firste der Ziegeldächer wurden in Mörtel versetzt. Alle Dachliegefenster wurden erneuert. Die Dächer über den Seitenschiffen erhielten ein Unterdach mit einer diffusionsoffenen Vordeckung.
Alle Dachrinnen wurden erneuert. Dabei wurden an den Traufen Lüftungsgitter eingebaut. Rinnenkessel mit Überlauf sowie Fallrohre verhindern ein Überschwappen des Regenwassers und damit eine Durchfeuchtung der Fassaden, insbesondere der Traufbereiche. Zusätzlich wurden Prallbleche an den Dachrinnen montiert. Die seitlichen Anschlüsse der Dachflächen an die Natursteinfassade wurden in Blei ausgeführt.
Restaurierung der Natursteinfassaden
Die Natursteinfassaden aus Elmkalkstein wurden umfassend instandgesetzt. Die Maßnahmen umfassten sowohl eine Konservierung der Oberflächen, eine Ergänzung der früheren statisch-konstruktiven Instandsetzung als auch eine umfassende Verbesserung der Wasserführung. Der sog. Jagdfries war nicht Gegenstand dieser Maßnahme. Er wurde bei allen Fassadenarbeiten geschützt, da hier bereits eine umfassende Restaurierung im Zuge einer Voruntersuchung des NLfD erfolgt war.
Im Einzelnen wurden folgende Arbeiten ausgeführt:
- Reinigung aller Fassadenflächen mittels JOS-Partikelstrahlverfahren bzw. mit Microsandstrahlgerät
- Reinigung Fassadenflächen von biologischem Bewuchs, Ausarbeiten und Ergänzen kleiner Fehlstellen
- Reparatur mittels Vierung, Auswechseln schadhafter Werksteine
- Ausbessern fehlerhafter alter Ergänzungen am Mauerwerk mittels Restauriermörtel
- Überarbeiten Nadelankerlöcher; Entfernen schadhafter Zementplomben
- Anböschen Gesimsbauteile mit Restauriermörtel
- Schließen von Rissen, Retusche Ergänzungen
- Entfernen alter Verfugungen, Neuverfugung
- Verpressen Hohlräume im Mauerwerk
- Entfernen Stahlteile in der Fassade (Blitzschutz, Klammern, etc.)
- Überarbeiten Maueranker
Chor, Vierung, Querhäuser (BA 1, Juli 2002 bis Juni 2003)
- Löwenkopf (Chor, Südseite): Entfernen Krusten, Schließen Risse, farbliches Überlasieren
- Überarbeiten Dachkreuz Chor: Anschluss zwischen Stein und Bleiabdeckung geschlossen
- Vierungsturm: Farbliches Überlasieren des Rundbogenfrieses mit Gesims
- Ergänzen Zwickelsteine an Fensternischen am Vierungsturm
- Streichen aufgemauertes Putzband an Sakristei
- Schließen Gerüstverankerungen
- Schließen Be- und Entlüftungseinsätze im Sockelbereich
- Schließen umlaufende Fensterumrahmung
Westwerk (BA 2a, Juni 2003 bis Mai 2004)
Umfangreiche Arbeiten waren an den Fassaden des Westwerks nötig. Das mehrschalige Mauerwerk zeigte große Schäden: keine Einbindung der Mauerschalen in die Verfüllung, Ablösen der äußeren Mauerschale, Hohlräume in Stoß- und Lagerfugen, Verschiebungen an den Ecken des Oktogons, vorhandene Nadeln unzureichend verpresst.
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Maßnahmen wurden folgende Arbeitenausgeführt:
- Nachverpressen unvollständig verpresster Nadeln
- Einbau zusätzlicher Vernadelungen in nicht gesicherten Bereichen
- Stellenweises Neuversetzen der abgelösten, äußeren Mauerschale
- Überarbeiten der inneren Mauerschale (Südturm)
- Vernadelung gebrochener Werksteine
- Abbau und Neuaufbau der Abdeckungen am Übergang zum Turmoktogon (Trompen)
- Ergänzung der bestehenden historischen Verschlauderungen
- Ausbau aller zugänglichen Eisenklammern
- Konservierung Turmfigur
Mittelschiff, Seitenschiffe (BA 2b, Mai 2004 bis April 2005)
- Reparatur Fensterbrüstungen (Sohlbänke)
- Bleiblechabdeckung Sockelgesims Mittelschiff (Nord-, Südseite)
- Pfeilerertüchtigung Gewölbezwickel
- Untermauerung Schwelle, Sparrenfußpunkte
- Mauerwerksergänzungen im Bereich Mauerkrone und Türlaibungen
Löwenportal (BA 4, Oktober bis November 2010)
Nach einer vorsichtigen Reinigung mittels Dampfstrahl wurden die Krusten reduziert und alle Metallbefestigungen neuerer Zeit entfernt. Ein Vierungsstein im Bereich des Bogens wurde vernadelt. Die mittelalterlichen Reste einer Farbfassung an den Kapitellen und den Bogensteinen blieben erhalten.
Restaurierung der Raumschale
Ziel der Innenrestaurierung war die Wiederherstellung der Raumschale von Quensen/Essenwein aus den Jahren 1887 -1894, um das hochwertige künstlerische Gesamtkonzept wieder erlebbar zu machen. Die einheitliche Durchgestaltung war durch durch helle Übermalungen 1956 zerstört worden; der Innenraum zerfiel in optisch gegensätzliche Raumkompartimente: den dunklen, stark farbigen Ostteil und das helle, pastellige Langhaus.
Die Konzeption des 19. Jh., gestützt auf mittelalterliche Befunde, zeigt das Kircheninnere als Prozessionsweg von Westen hin zur Apsis mit einer stufenweisen Entwicklung zu immer größerer Fülle an figuralen und ornamentalen Elementen. Wirkung und Funktion der einzelnen Bauglieder sowie des architektonischen Gesamtgefüges werden durch die Gestaltung der Raumschale unterstrichen.
Freilegungsproben hatten gezeigt, dass eine Beseitigung der jüngeren Fassungen bis auf eine mittelalterliche oder gar bauzeitliche Raumschale nur stark ergänzungsbedürftige Rudimente, Reste von Umrisszeichnungen älterer Malereien ergeben würde. Der Verlust der zum größten Teil erhaltenen Fassung des 19. Jh. sowie aller jüngeren Schichten stand hierzu in keinem Verhältnis.
Die im Ostteil sichtbar erhaltene Ausmalung des 19. Jh. sollte konserviert und die Ausmalung des Langhauses wiederhergestellt werden. Wo möglich, geschah dies durch Freilegung und Retusche der Quensen/Essenwein-Fassung, ansonsten durch Rekonstruktion. Das Aussehen der Raumschale ließ sich für alle Bereiche des Innenraumes durch restauratorische Befunde oder historische Fotografien nachvollziehen.
Auch das Aussehen der Ausstattung, die Teil des historistischen Gesamtkonzepts war, war nachvollziehbar. Zu der Ausstattung zählen feste Bestandteile wie der Fußboden, die Verglasung, oder die Brüstung der Empore und bewegliche Gegenstände wie Altar oder Gestühl.
Die im 19. Jahrhundert freigelegten gotischen Malereien im Tonnengewölbe unter der Orgelempore wurden belassen und nicht in das Gestaltungskonzept der Neuausmalung einbezogen. Es sind zwei Schichten erkennbar: eine Darstellung der „Wurzel Jesse“ um 1510 und eine etwa 1470 entstandene Fassung, die im Gewölbe ein schabloniertes Muster, im oberen Wandbereich eine Verkündigungsszene und um die Fenster Quadermalerei zeigt. Diese Quadermalerei ist wohl Grundlage für die Farbwahl und Dekoration aller Fenster, Arkaden und des Triumphbogens im 19. Jahrhundert.
Für die Innenrestaurierung waren folgenden Maßnahmen vorgesehen:
Konservierung der sichtbaren Raumschale des 19. Jh. bei allen Wand- und Gewölbeflächen, Pfeiler- und Bogenflächen und Mauervorlagen in Apsis, Chor, Nebenchören mit Apsiden, Querhäusern mit Apsiden, Vierung und Orgelempore; zusätzlich Ornamente auf den Gewölbesegeln des Mittelschiffs und Pfeiler- und Bogenflächen der Gurtbögen im Mittelschiff.
Wiederherstellung der Raumschale des 19. Jh. durch Freilegung und Retusche bei den figürlichen Darstellungen auf den Wandflächen des Mittelschiffs (Obergaden).
Wiederherstellung der Raumschale des 19. Jh. durch rekonstruierende Neufassung bei den Rücklagen der Wandflächen im Mittelschiff (Obergaden), den Gewölbeflächen in Mittel- und Seitenschiffen, den Wandflächen in den Seitenschiffen, den Pfeiler- und Bogenflächen des Mittelschiffs und der Orgelempore, den Wandflächen der Seitenschiffe und dem unteren Wandbereich im Erdgeschoss des Westbaus.
Konservierung älterer, im 19. Jh. weitgehend unveränderter Fassungen beim Tonnengewölbe, dem oberen Wandbereich und den Pfeiler- und Bogenflächen im Erdgeschoss des Westbaus; bei zwei Pfeilerflächen im Mittelschiff (mit freigelegten Umrisszeichnungen).
Eine Musterachse an der nördlichen Mittelschiffswand, 5. Joch von Westen und am korrespondierenden Wandabschnitt im nördlichen Seitenschiff diente zur Vorbereitung der Innenrestaurierung. Eine ältere Musterachse wurde in die Restaurierung einbezogen und überarbeitet. Die in der Musterachse ausgeführten Arbeitsschritte dienten als Grundlage für die Ausschreibungen der restauratorischen Arbeiten an der Raumschale.
An allen Oberflächen von Chor, Vierung und Querhäusern wurde eine Trocken- und Feuchtreinigung durchgeführt. Bei den aufgehenden Wandflächen wurden die Farbflächen retuschiert bzw. aufgefrischt. Die zurückgestellten Sockelbereiche wurden nach dem Einbau des Schmuckfußbodens retuschiert und der Wandfassung angepasst.
Nach der Reinigung der Oberflächen im südlichen Querhaus kam es zu starken Verlusten an den Malereien durch lose aufliegende Malschichten. In diesen Bereichen war eine umfassende Rekonstruktion notwendig. Als Vorlage zur Rekonstruktion dienten die Malereien im nördlichen Querhaus. Aufgrund von Salzausblühungen waren Schäden an den Putzoberflächen aufgetreten. Die Putze und der schadhafte Fugenmörtel wurden darum partiell erneuert.
In der Vierungskuppel zeigten sich nach der Reinigung zwei unterschiedliche Fassungen von Essenwein. Die Erstfassung wurde im Zuge der Restaurierungsarbeiten nicht wegretuschiert, sondern sie bleibt in reduzierter Form weiterhin sichtbar.
Im Chor konnte man besonders in der Kalotte mit der Majestas Domini-Darstellung auf zahlreiche mittelalterliche Befunde zurückgreifen. Hier wurden aufgrund von Salzschäden zu hell erscheinende Fassungsbereiche zurückhaltend und vorsichtig einretuschiert.
Aufgrund vertiefender Befundungen im Gewölbe der Nebenchöre wurde hier eine Rekonstruktion der ursprünglichen Malereien von Essenweins vorgenommen.
Nach der Fertigstellung der Restaurierung der Raumschale im Chor und den Querhäusern im Juli 2009 wurden die Oberflächen des Mittelschiffs mit seinen beiden Seitenschiffen bearbeitet.
Nach einer Trocken- und Feuchtreinigung aller Flächen und einer teilweisen Abnahme der letzten monochromen Fassung konnte anhand kleiner Befundreste die Ausmalung der Schildwände (Palmenmotiv) rekonstruiert werden. In einer Musterachse wurde die rekonstruierende Fassung vorgestellt.
Die Rücklagenquaderungen im Bereich der Tageszeiten-Darstellungen mit den flankierenden Löwen wurde rekonstruiert, so dass das Mittelschiff nun wieder mit dem Chor optisch verbunden ist. Durch die reduziertere figürliche und ornamentale Gestaltung setzt sich die Ausmalung jedoch deutlich vom Chor ab. Die Steigerung des Raumerlebnisses ist nun wieder spürbar. Die farbige Orientierung des Mittelschiffs zum Chor erfolgt über die Farbigkeit der Quaderungen.
Die stark abpudernden Farbschichten an den Medaillons des Gewölbes wurden mit Paraloid B-72 gesichert und anschließend mit einem 2-lagigen Japanpapier überklebt. Hier wurde eine rekonstruierende Neufassung der Ornamente aufgebracht.
An den Pfeilern des Mittelschiffs konnte mit einer Abnahme der letzten monochromen Fassung die originale Fassung von Essenweins mit geringen Sicherungs- und Retuschearbeiten wieder hergestellt werden.
Nach dem Gerüstausbau im Oktober 2009 wurden die Sockelzonen retuschiert. Die Restaurierung der Gewölbefassungen im Westwerk, hauptsächlich eine Festigung der mittelalterlichen Malschichten, schloss sich daran an.
Die Wand- und Gewölbeoberflächen des Westwerks wurden zum Abschluss der Restaurierung bearbeitet. Das Westwerk zeigte mit seinen bauzeitlich romanischen Putzen, spätromanischen und spätgotischen Fassungen bis hin zu den mittelalterlichen Veränderungen (Quadermalerei im Sockelbereich) eine Fülle von Befunden, die es zu sichern und erhalten galt. Auf die Schaffung eines einheitlichen (Zeit-) Gesamtbildes wurde hier bewusst verzichtet, da es den Verlust vieler Befunde bedeutet hätte. Die neuzeitlich durchgeführten Retuschen zeigten bereits stark störende Verdunkelungen.
An den Wand- und Gewölbeoberflächen wurden nur eine Festigung der Malschichten, Kittungen und sehr kleinteilige Retuschen durchgeführt.
Im Erdgeschoss der Sakristei wurden die Reste der historistischen Malerei restauriert und um eine teilweise Neuausmalung als rekonstruierende Fassung analog zum historischen Bestand ergänzt. Grundlage war eine in den 1980iger Jahren durchgeführte Befundung und Freilegung des Bestandes. Der durchfeuchtete Putz an der südlichen Außenwand wurde vorher durch einen Sanierputz ersetzt.
Die Wände und das Gewölbe im Obergeschoss der Sakristei erhielten einen Überholungsanstrich und der gewölbte Treppenaufgang wurde gereinigt.
Die Nutzung des Kaiserdom als Veranstaltungsraum forderte den Einbau einer Brandmeldeanlage. Um den Eingriff in das Gebäude und seinen wertvollen Malereien so gering als möglich zu halten wurde ein Rauchansaugsystem gewählt. Der Einbau der Hülsen für das Rauchansaugsystems in den Gewölben des Mittelschiffs, der Seitenschiffe erfolgte durch den Restaurator. In der Vierung und den Querhäusern konnten die Öffnungen für die Entlüftung mit verwendet werden.
Rekonstruktion des Schmuckfußbodens
Vielfach und langdauernd wurde der Essenweinschen Ausmalung ein eigener Wert abgesprochen. Auch der Bodenbelag hatte offensichtlich keine besondere Bedeutung, er wurde 1976 vollständig ausgebaut.
Der Entscheidung, den Schmuckfußboden zu rekonstruieren, gingen lange Vorüberlegungen und Diskussionen voraus.
Der Einbau des Schmuckfußbodens aus zweifarbigen Zementfliesen im Chor und den beiden Nebenchören wurde im Juli 2008 begonnen. Zur Egalisierung wurde der vorhandene Betonboden unter Einsatz einer Absaugung abgeschliffen. Risse in der Bodenplatte wurden mit Epoxidharz geschlossen. Anschließend wurde der Boden in den beiden Querhäusern und der Vierung gelegt. Die Ausführung wurde im Sommer 2009 fertiggestellt. Alle Flächen wurden abschließend mit einer Imprägnierung versehen.
Die Lage der bekannten Gräber in Vierung und Querhäusern wurde mit Messingkreuzen gekennzeichnet, die in die Zementfliesen eingearbeitet wurden.
Alle Schachtabdeckungen im Kircheninnenraum (Lüftungsauslässe im Boden) wurden als Sonderanfertigung in Bronzeguss neu gesetzt. Die vorhandenen Rahmen der Gitterabdeckungen der Heizungsschächte wurden für den Einbau der Bronzegitter erhöht. Zusätzlich wurden T-Profile als Unterstützung eingebaut.
Auch im Erdgeschoss der Sakristei wurde der historische Schmuckfußboden aus zweifarbigen Zementfliesen rekonstruiert. Die Arbeiten dort wurden 2014 abgeschlossen.
Der Entscheidung, den Schmuckfußboden zu rekonstruieren, gingen lange Vorüberlegungen und Diskussionen voraus:
Im Rahmen der Gesamtinstandsetzung des Kaiserdoms in Königslutter wurden sowohl alle Fassaden und Dächer als auch die gesamte Raumschale und alle Ausstattungen, einschließlich der Orgel grundlegend repariert, ergänzt und restauriert. Der Entwurf des Innenraums durch August von Essenwein (1831 – 1892) und seine Ausführung durch Adolf Quensen (1851 – 1911) war dabei Leitlinie.
Essenwein hatte ein Gesamtkunstwerk zur Wiederherstellung einer mittelalterlichen Kirche vor Augen, als er 1887 ein Konzept für die Neuausmalung der Stiftskirche vorlegte. Wie wichtig dieser Aspekt eines Gesamtkunstwerks war, wird sehr anschaulich in der Tatsache, dass neben der Ausmalung aller Wand- und Gewölbeflächen auch alle Fenster und Türen, alle Böden, der Hochaltar mit einem Säulenkreuz dahinter, die Kanzel, das Kirchengestühl, ein Sessel, ein Lesepult, die Liedzeiger, die Pendelleuchten, sogar die Orgel in dieser Zeit entstanden.
Vielfach und langdauernd wurde der Essenweinschen Ausmalung ein eigener Wert abgesprochen. Noch die in den 70er Jahren durchgeführten Baumaßnahmen nahmen wenig Rücksicht auf die Ausmalung. Zu den alterungsbedingten Schäden kamen deshalb vielfach neue Schäden durch umfangreiche Zementinjektionen. Auch der Bodenbelag hatte offensichtlich keinen besonderen Wert; Er wurde 1976 vollständig ausgebaut.
Heute kann als gesichert gelten, dass August von Essenwein seinem Konzept umfangreiche Kenntnisse über mittelalterliche Kirchen und deren Ausmalungen zugrundelegte. Als erster Direktor des Germanischen Nationalmuseums war er Verwalter vieler mittelalterlicher Befunde. Seine Kenntnis des Mittelalters war für viele Bauprojekte des ausgehenden 19. Jh. wesentliche Hilfe. In Königslutter ließ er zu Beginn seiner Planungen die vorhandenen Malereien freilegen. Sein Entwurf entwickelte er am Bestand, hierbei übernahm er die Farbpalette und, wenn vorhanden, die Konturen und die Gestaltung der figurlichen Malerei. Er muss sich auch der unterschiedlichen Bedeutung der einzelnen Räume von Langhaus, Querhaus, Chor und Apsis und der dadurch erforderlichen Gestaltung bewusst gewesen sein. Welches Konzept dem Schmuckfußboden im ausgehenden 19. Jh. zu Grunde gelegt wurde, kann bisher noch nicht abschließend beantwortet werden. Im Folgenden sei deshalb der Versuch einer Zuordnung gewagt.
Die Verwendung von farbigem Naturstein wird von Plinius secundus (+79 n. Chr.) ausführlich beschrieben. Er empört sich über deren Verwendung zu privatem Gebrauch. Farbiger Naturstein war damals nur der Ausschmückung sakraler Gebäude vorbehalten. Es ist für Plinius offensichtlich eine Anmaßung und grenzte an Gotteslästerei, solch wertvolle Materialien zur Ausschmückung von Bürgerhäusern zu verwenden. Farbige Steinfußböden waren also seit Alters her fester Bestandteil von sakralen Gebäuden.
Der Bau der Stiftskirche in Königslutter wurde 1135 und im Wesentlichen Ende des 12. Jh. abgeschlossen. Eine erste Innenausmalung dürfte ebenfalls im 12. Jh. zumindest begonnen worden sein. Über den Fußboden haben wir keine Erkenntnisse. Dieser dürfte aber der Bedeutung der Grablege Lothars III. und seiner Familie sowie der benediktinischen Klosterkirche entsprochen haben. Wir dürfen damals sowohl einen Lettner als auch einen Chor, hier wohl unter Einbeziehung des Querhauses, erwarten können. Die Grablege Lothars III. im Osten des Langhauses lässt den Lettner in Höhe des westlichen Gurtbogens der Vierung vermuten. Die Stiftskirche in Königslutter entspricht der aus dem benediktinischen Denken erwachsenden kreuzförmigen Basilika in Nachfolge der Hirsauer Reform.
Das 19. Jh. beschäftigte sich sehr intensiv mit der Kirchenbaukunst der Vergangenheit. Insbesondere der Baukunst der Romanik und der Gotik ordnete man wesentliche Merkmale christlicher Inhalte zu. Für den romantisch gesinnten Preußenkönig Friedrich Wilhem IV. (1795 – 1868) war die Wiederbelebung mittelalterlicher Bautradition eine Rückbesinnung Deutschlands auf das Reich des Mittelalters und Zeichen für einen daraus resultierenden Aufbruch zu neuer Größe, aber auch ein Symbol der Versöhnung von Staat und Kirche und der Konfessionen untereinander. Prinz Albrecht von Preußen (1837 – 1906) stellte die Geldmittel für die Instandsetzung der Stiftskirche zur Verfügung.
August von Essenwein hat seinem Konzept einer vollständigen Innenausmalung die vorgefundenen Reste mittelalterlicher Malerei zugrundegelegt. Nachdem Adolf Quensen seine Ausmalung beendet hatte, wurde 1898 im Chor, in den Seitenchören und im Querhaus ein in Ornamenten gegliederter Schmuckfußboden eingebaut. Der Fußboden bestand aus quadratischen, zementgebunden Fliesen mit einer weiß-gelblichen und einer grau-schwarzen Oberfläche. Auf älteren Fotos ist die Gliederung des Bodens deutlich ablesbar: In der Vierung und den beiden Querhäusern sind die Fliesen diagonal zum Raum in einem ornamentalen Muster mit abwechselnd hellen und dunklen Quadratfliesen verlegt. An den Ecken der Vierungspfeiler sind die Fliesen als Bänder angeordnet. Im Chor, in den Nebenchören und in der Apsis steigert sich der Bodenbelag zu einem sternenförmigen Muster mit hellen und dunklen Sternen, wiederum eingefasst mit geraden oder gewundenen Bändern. Der Chor lag um zwei Stufen über dem Boden des Querhauses. Das Langhaus besaß einen Kalkplatten-Boden, diagonal verlegt, möglicherweise auch aus zwei verschieden farbigen Steinen, jedoch mit geringerem Kontrast zusammengesetzt. Der Schmuckfußboden war keinesfalls vergleichbar mit den reichen Intarsienböden mittelalterlicher Kirchen oder deren Nachempfindungen wie z. B. im Kölner Dom, doch war die Gestaltung auf die Ausmalung abgestimmt. Die sich steigernde Formenvielfalt vom Langhaus zum Altar ist ebenso spürbar wie die Intensität der Farbgebung von hell nach dunkel und von geringem nach starkem Kontrast.
Der Boden des 19. Jh. wurde 1976 zugunsten eines großformatigen Steinbodens mit Thüster Kalkplatten aufgegeben. Der kleinteiligen Gliederung und der ornamentalen Gestaltung folgte ein einfarbiger, nun rechtwinklig zur Kirchenachse verlegter monotoner Plattenbelag. Die Stufen zwischen Querhaus und Chor wurden entfernt und der Fußboden im Chor wurde abgesenkt. Um nicht auch den Altarraum abzusenken, wurden die Stufen zum Altarraum ergänzt. Der unmittelbar unter und um den Altar angeordnete Untergrund konnte so belassen werden. Offensichtlich wollte man den Ort von Altar und Altarkreuz auf keinen Fall stören. Durch den neuen Bodenbelag wurde die von Essenwein vorgegebene Trennung zwischen Chor und Langhaus zumindest im Fußboden vollständig aufgegeben.
Eine Rekonstruktion des Essenweinschen Fußbodens war im Konzept der Restaurierung zunächst nicht vorgesehen. Zum Einen aus denkmaltheoretischen Grundsätzen, die Charta von Venedig schließt eine Rekonstruktion als denkmalpflegerisches Mittel aus, zum Anderen aus wirtschaftlichen Überlegungen, der Gesamtmaßnahme stand nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Mit zunehmender Dauer der Restaurierung der Raumschale und dem damit einhergehenden Verschwinden von Fehlstellen und Schäden zeigte sich immer mehr das Gesamtkonzept des Essenweinschen Entwurfs in all seiner Geschlossenheit der Raumbildung, aber auch das Defizit in der fehlenden Gestaltung des Fußbodens von 1976. Die Entscheidung der 70er Jahre machte sich deutlich bemerkbar: die Kalkplatten waren weder mit dem Essenweinschen Gesamtkonzept noch mit der Erfahrbarkeit des mittelalterliches Kirchenraums vereinbar.
Rekonstruktionen können gelingen. Voraussetzung hierfür sind neben der technischen Realisierung vor allem die gestalterliche Einbindung in ein Gesamtkonzept. Der Kirchenraum war durch die Restaurierung und dem Schließen von Fehlstellen immer dominanter geworden. Der Fußboden müsste sich also diesem Eindruck unterordnen. Fotografische Aufnahmen in den Archiven des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege belegen anschaulich die Wirkung des gestalteten Fußbodens aber auch die geometrische Abfolge der unterschiedlichen Muster.
In einem ersten Schritt wurde die technische Machbarkeit überprüft: Die vorliegenden Fotografien belegen aus verschiedenen Blickrichtungen die unterschiedliche, jedoch sich einem geometrischen Konzept unterordnende Gestaltung der Fußböden in Vierung, Querhäuser, Chor, Seitenchöre und Altarraum. Ein geodätisch exaktes Aufmaß schaffte die Randbedingungen. Befunduntersuchungen zu möglicherweise noch verbliebenen Resten des Essenweinschen Fußbodens ergaben deutliche Hinweise: Die Stufenanlage von Chor zum Altarraum war geändert worden, die ehemaligen Stufen waren deutlich flacher. Die Randstufe zum Stipes des Altars war noch vorhanden, alle übrigen Altarstufen wurden wohl erneuert. Unterhalb des Altarkreuzes war der Fußboden belassen worden; mehrere Steinfliesen waren an ihrem originalen Ort unversehrt erhalten geblieben. Die Zweifarbigkeit konnte ebenso bestätigt werden wie die Abmessungen und das Material einer zementgebundenen Fliese mit einer elfenbeinfarbigen bzw. anthrazitfarbigen Nutzschicht. Damit war Geometrie und Material belegt. Die Dokumentation des Fußbodens war zu 90 % gesichert.
Kosteneinsparungen an anderer Stelle erlaubten es dann, im Arbeitsausschuss der Planungsbeteiligten ein einstimmiges Votum für die Rekonstruktion des Essenweinschen Schmuckfußbodens zu erhalten. Zur Ausführung gelangten Zementfliesen der Firma VIA Schiefermahlwerk in Kaub am Rhein. Bei der Wahl der Farbigkeit ergaben sich nochmals neue Erfahrungen. Bei Tageslicht betrachtet waren erste Musterfliesen und vorhandene Fliesen des Essenweinschen Fußbodens noch identisch. Im Kircheninneren dagegen zeigten im durch die Kirchenfenster gefilterten Licht die ockerfarbenen Fliesen jedoch einen zu kräftigen Gelbton mit hohem Kontrast zu den grau-schwarzen Fliesen. Zur Ausführung gelangten dann Fliesen mit weniger Ockeranteilen. Die Fliesen wurden auf einem kunststoffvergüteten schnell erhärtenden flexiblen trasshaltigen Dickbettmörtel verlegt. Die Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit übernimmt eine verschweiste Kunststoffbahn. Zur Versiegelung der offenporigen Zementfliesen wurden diese mit mit Öl behandelt.
Das von August von Essenwein entworfene Konzept einer neu gestalteten mittelalterlichen Ausmalung, perfekt ausgeführt von Adolf Quensen, präzise geplant auf der Grundlage exakter Befunderhebung ist nun wieder erfahrbar. Mit der Rekonstruktion des Essenweinschen Schmuckfußbodens konnte der Raum wieder geschlossen werden.
(Auszug aus: Bergmann, Norbert: Der Schmuckfußboden. In: Henkel, Tobias (Hg.): Kaiserdom Königslutter. Geschichte und Restaurierung. Petersberg 2008, S. 38 – 47.)
Restaurierung der Ausstattung
Essenwein hatte ein Gesamtkunstwerk zur Wiederherstellung einer mittelalterlichen Kirche vor Augen, als er 1887 ein Konzept für die Neuausmalung der Stiftskirche vorlegte. Wie wichtig dieser Aspekt eines Gesamtkunstwerks war, wird sehr anschaulich in der Tatsache, dass neben der Ausmalung aller Wand- und Gewölbeflächen auch alle Fenster und Türen, alle Böden, der Hochaltar mit einem Säulenkreuz dahinter, die Kanzel, das Kirchengestühl, ein Sessel, ein Lesepult, die Liedzeiger, die Pendelleuchten, sogar die Orgel in dieser Zeit entstanden.
Zum Einbau der Bodenplatte im Chor wurden das Altarkreuz, das Taufbecken und der Osterleuchter ausgebaut und nach Einbau des Schmuckfußbodens wieder gesetzt. Taufbecken und Osterleuchter stehen an neuer Stelle.
An der Kanzel wurde in mehreren Arbeitsschritten die Abnahme der monochromen Fassung der 60er Jahre erprobt. Die freigelegten Fassungen zeigten einen so reduzierten Zustand, dass sich für eine Neufassung ausgesprochen wurde. Die Bearbeitung der Kanzel und des kleinen Altars im Mittelschiff konnte im Herbst 2009 abgeschlossen werden.
Die Überreste des Stiftergrabes im Westwerk konnten ohne Beschädigung ausgebaut werden und lagern bis auf weiteres im westlichen Kreuzgang, wo auch der Sarkophag von Abt Callixt -nach mehrmaligem Umsetzen im Kircheninnenraum- eingelagert wurde. Für einen weiteren Sarkophag aus dem Innenhof wurde eine Abdeckplatte angefertigt.
Es wurden zusätzlich kleine Steinsarkophage angefertigt, in denen die Überreste der bei der archäologischen Grabung in den 80er-Jahren geborgenen Überreste der Stifter und Äbte aufbewahrt werden sollen.
Die Reinigungs- und Verfugarbeiten am vermutlich barocken Fußbodenbelag im Westwerk wurden nach dem Gerüstabbau im Herbst 2009 ausgeführt. Parallel hierzu wurde der Natursteinboden im Mittelschiff und den beiden Seitenschiffen gereinigt und die Verfugung überarbeitet. Alle dauerelastischen Fugen wurden erneuert. Alle nachträglich gesetzten Bodentanks erhielten eine Abdeckung aus Naturstein
Die Lage der bekannten Gräber im Mittelschiff wurden im Fußboden mit Messingkreuzen gekennzeichnet.
Die fehlenden Teile am Gitter des Stiftergrabes wurden ergänzt und optisch störende, neuzeitliche Schweißnähte überarbeitet. Das Gitter erhielt einen neuen Anstrich.
Das Gitter am Westwerk wurde für die künftige Nutzung ertüchtigt. Es wurden Gelenke, Rollen und Aussteifungen eingebaut, um das Öffnen des gesamten Gitters zu ermöglichen. Das Gitter erhielt einen in Anlehnung an den Bestand dunkel-anthrazitfarbenen Anstrich.
Die drei Epitaphien im Chorbereich (Abt Julius Bremer, Abt Giorgii Valdicken, Abt Joannes Fabricus) wurden gereinigt und partiell gesichert. Die optisch störenden Altergänzungen wurden farblich dem Bestand angeglichen. Ergänzungen abgebrochener Teile wurden vorrangig nur an Architekturelementen vorgenommen. Auf eine Ergänzung von figürlichen oder floralern Teilen wurde verzichtet.
Im Mittelschiff wurde nach einer Reinigung des Fürstengrabes der Sockel mit einer Politur aufgefrischt. Die störenden Kunststoffergänzungen an den Figuren wurden rückgearbeitet.
Die Figurengruppe des alten Fürstengrabes im Westwerk wurde ebenfalls gereinigt.
An den Ausstattungsgegenständen (Osterleuchter, Altar, etc.) wurde nach einer erweiterten Befunduntersuchung die Restaurierungen vorgenommen. Im Wesentlichen konnte mit einer Reinigung und Retuschen die vorhandene kräftige Farbigkeit der Steinfassung wiederbelebt werden. Der Altar, das Taufbecken und das Standkreuz wurden im Sommer 2009 fertiggestellt. An den Chorstufen mussten Retuschen zur farblichen Einstimmung von neuen Natursteinelementen an die bestehenden Blockstufen vorgenommen werden.
Im Kircheninnenraum wurde ein Windfang vor dem Löwenportal nach historischem Vorbild eingebaut. Einzelteile des Windfanges aus dem 19. Jahrhundert, der um 1970 entfernt wurde, waren noch erhalten und wurden soweit möglich wiederverwendet. Die Vorderfront mit zwei Pendeltüren und Bleiglaseinsatz wurde restauriert. Die Pendeltür wurde selbsttätig öffnend ausgebildet. Sie dient als Fluchtweg. Die seitlich angrenzenden, schmalen Seitenteile wurden ebenfalls restauriert, wie auch die großen Seitenflächen und der obere Abschluss des Windfangs. Oberhalb der Deckplatte befindet sich die Notstromversorgung für die automatisch öffnenden Türen.
Die beim Windfang mit eingelagerte Wendeltreppe gehörte ursprünglich zum Refektorium. Die Treppenteile wurden in das Westwerk transportiert, dort gelagert und mit einem hölzernen Verschlag vor Beschädigungen geschützt.
Die hölzernen Ausstattungsgegenstände des Chores wurden restauriert. Die Liedtafeln wiesen nur geringe Schäden auf, so dass nach einer Reinigung nur wenige Retuschen an den Holzoberflächen nötig wurden. Das große Standkreuz war ebenfalls in sehr gutem Zustand, so dass auch hier nur eine Reinigung durchgeführt wurde. Zum Aufstellen des Standkreuzes mussten die Reste des vorhandenen Stahldorns im Holz und Natursteinsockel ausgebohrt werden.
Alle Holzinnentüren wurden restauriert. Das Marienportal erhielt einen neuen zweimaligen Ölauftrag.
Alle Kirchenbänke wurden holztechnisch überarbeitet und in den Oberflächen angepasst. Die Bänke erhielten neue Haken für die Hut- und Taschenablage. Für die Aufrechterhaltung der kirchlichen Veranstaltungen im Chor sowie der Domkonzerte mussten die Stühle und Bänke während der Instandsetzungsarbeiten im Kaiserdom mehrmals umgeräumt und umgestellt werden. Die vier Einzelstühle wurden in Ihren Verbindungen überarbeiten und anschließend restauriert.
Im Winter 2009/10 konnte das aufgebaute Orgelgehäuse restauriert werden. Nach einer Reinigung aller Holzbauteile wurden die holzsichtigen Oberflächen mit Öl aufgefrischt. Die Fehlstellen in den farblich gefassten Ornamenten wurden einretuschiert. Nach der Intonation der Orgel im Frühjahr 2010 war eine nochmalige Reinigung des Orgelgehäuses nötig. Die farbliche Anpassung (Beizen und Ölen) der nachträglich eingebauten, neuen Holzverkleidungen am Schwellwerk konnten erst nach der Einweihung fertiggestellt werden.
Nach der Abnahme und einer Aufarbeitung der Elektroanschlüsse und -teile wurden die neoromansichen Messinghängeleuchten restauriert. Der in einer späteren Restaurierung aufgetragene Überzug wurde nach einer Reinigung der Oberflächen ergänzt bzw. erneuert. Die Hängeleuchten wurden mit einem unterseitig hängenden Kreuz und einem Baldachin vervollständigt. Die zerbrochenen Glaszylinder wurden ergänzt.
Die Restaurierung der Ausstattung war ein wichtiger Teil der Instandsetzung, um den ursprünglichen Gesamteindruck des Innenraums des Kaiserdoms in Königslutter wiederherzustellen.
Neubau von Nebenräumen - Stuhllager
Im Dom waren keine Stellmöglichkeiten für Stühle, Stellwände, Tafeln, etc. vorhanden. Die Klappstühle wurden im südlichen Nebenchor hinter einem Vorhang gelagert. Um in Zukunft solche verstellten Bereiche im Hinblick auf den Gesamteindruck des Innenraumes zu vermeiden, wurde entschieden, Ausweichräume zur Unterbringung der Utensilien zu schaffen.
Der Neubau sollte sich in seiner Kubatur und äußeren Gestaltung den vorhandenen Gebäuden unterordnen. Er fügt sich in das Gesamtensemble Dom und Kreuzgang behutsam ein. Der Innenraum wurde zweckmäßig und einfach ausgeführt.
Der Neubau von Nebenräumen („Stuhllager“) umfasst einen von der Nordfassade der Winterkirche abgerückter Baukörper und einen mit Glas überdachten Zugang vom Kreuzgang zur Winterkirche mit einem Ausgang westlich ins Freie. Der Anbau enthält Lagerräume und ein rollstuhlgerechtes WC mit Vorraum.
An der Westseite ist über einer Mauerscheibe (“Gartenmauer”) ein durchgehendes Lichtband angeordnet, das sich in seiner Gliederung nach der Sparreneinteilung des Hauptdaches sowie des Glasverbindungsganges orientiert. Das aufgehende Mauerwerk besteht aus 24 cm Ziegel, raumseitig verputzt, und einer 12,5 cm starken Elmkalk-Vormauerung.
Das Dachwerk des Stuhllagers wurde als Holzkonstruktion ausgebildet und an der Unterseite mit einer Sichtschalung versehen.
Die Bauarbeiten erfolgten im Rahmen des dritten Bauabschnitts von Mai 2006 bis Februar 2007.
Neueindeckung des nördlichen Kreuzgangs
Im nördlichen Flügel des Kreuzgangs wurden 2015 an drei Stellen Durchfeuchtungen der Gewölbe entdeckt. Offensichtlich war die darüberliegende Dachdeckung des etwa um 10° geneigten Daches undicht. Bei einer ersten Öffnung der Dachdeckung konnte man sehen, dass die Dachschalung durch eindringende Feuchte und nachfolgendem Pilzbefall geschädigt war.
Wenn nicht eingegriffen würde, musste mit weitere Schäden gerechnet werden, wie größerflächige Zerstörung der Holzunterkonstruktion und darauf folgend die Deformation der zunehmend undichten Dachdeckung. Die Durchfeuchtung des Gewölbes hätte zu einer Anreicherung der Putze mit Salzen geführt, was eine Zerstörung der historischen Putze durch Frost und insbesondere durch die Salze gefördert hätte.
Nach Inaugenscheinnahme der Dachfläche zeigten sich umfangreiche Schäden: die Fälze der Holzwulste zeigen an zahlreichen Stellen Aufbiegungen, die Öffnung der Dachdeckung im Zuge der Erneuerung der Dachrinne waren nicht fachgerecht geschlossen worden, die Bleibleche waren mehrfach gerissen und die Fälze stark deformiert. Die Querverbindungen hatten eine Überdeckungslänge von 30 cm, jedoch keine über die gesamte Breite angeordnete Hafte. Die Dachdeckung besaß als Trennlage zur Holzschalung eine im Bereichen undichte Bitumendachbahn.
Darum wurde beschlossen, die Blei-Wulst-Dachdeckung von Anfang der 1990er Jahren zu erneuern.
Im Rahmen der großen Instandsetzung des Kaiserdoms, waren die Blechanschlüsse und -verwahrungen in Kupfer ausgeführt worden. Das Stuhllager ist mit Bleiblech in einer Leistendeckung gedeckt. Warum der Kreuzgang in den 1990er Jahren eine Bleideckung erhielt, konnte nicht mehr ermittelt werden.
Die Unterschiede zwischen Blei- und Kupferdeckung sind wie folgt:
– Die Kupfer-Deckung kann in durchgehenden Scharen verlegt werden, die Bleideckung wird mehrfach gestoßen.
– Die Kupfer-Deckung kann auch bei flachen Neigungen mit einer Stehfalzdichtung ausgeführt werden. Die Bleideckung erfordert eine Längsverbindung mit Holzwulst.
– Der finanzielle Aufwand einer Kupfer-Deckung ist deutlich niedriger als eine Bleideckung.
– Die Bleideckung erfordert mehr handwerkliche Erfahrung und Präzision in der Ausführung als eine Kupferdeckung.
– Die Bleideckung entspricht der bauzeitlichen Technik und ist bei einem romanischen Bauwerk zu erwarten, die Kupfer-Deckung ist einer späteren technischen Entwicklung zugeordnet.
Vor allem aus letzterem Grund, denkmalgerechte Materialien zu verwenden, wurde entschieden, die Neueindeckung wieder in Blei auszuführen.
Nach dem Gerüstaufbau wurden vorhandene Bleideckung, Dachrinnen, Fallrohre, provisorische Abdeckung, und der Blitzschutz und die Dachschalung rückgebaut. Der Dachraum oberhalb Gewölbe wurde entschuttet.
Reparaturen an der hölzernen Dachkonstruktion waren nicht notwendig. Die Dachschalung und die Vordeckung wurden erneuert. Regenwasserführung und Blitzschutz wurden, wenn möglich wiederverwendet und ergänzt.
Die Dachdeckung wurde mit einem 2,5 mm dickem Bleiblech mit Hohl-Wulst ausgeführt. Die Dachanschlüsse zum aufgehenden Mauerwerk am First erfolgten mit einem Überhangblech, dieses wurde oberhalb des Gesimses in einem Schlitz b/t =12/30 mm mit Bleiwolle verdämmt. In der Sohlbank der Fenster wurde der Schlitz ca. 7 cm hinter der Fassadenvorderkante eingebaut. Der seitliche Anschluss an das aufgehende Mauerwerk erfolgt mit einem Überhangstreifen auf einem Kupferblech, die Bleiblechscharen wurden hierbei nicht durchbohrt.
Nach Abschluss der Dachdecker- und Klempnerarbeiten wurden die Feuchteflecken auf den Putzflächen der Gewölbeunterseiten konservatorisch behandelt: mittels Kompressen wurden die Salze in den oberflächennahen Bereichen reduziert, Putz und Malschichten wurden stabilisiert, die Malschicht ergänzt, die Reparaturflächen wurden farblich an den Bestand angepasst.
Die Arbeiten wurden von März bis August 2017 ausgeführt.