Der barocke Stadl in Moosham

Der denkmalgeschützte Stadl in Moosham stammt aus dem Jahr 1706. Die meisten Stadl dieser Zeit sind umfassend verändert oder gar abgebrochen. Damit ist der Stadl in Moosham einer der wenigen noch vollständig erhaltenen barocken Funktionsgebäude.

Die undichte Dacheindeckung hatte lokal starke Schäden am Holztragwerk verursacht. Durch die in das Holz eindringende Feuchte kam es nachfolgend zu Pilzbefall. Manche Balken waren vollständig durch den Pilz zerstört. Zusätzlich war die Gebäudeaussteifung durch fehlende Kopfbänder stark geschwächt, so dass der Stadl starke Schiefstellungen in Quer- und Längsrichtung zeigte.

Der Bestand wies mittlerweile so gravierende Schäden und Mängel auf, dass Notsicherungen und eine substanzielle Instandsetzung erforderlich waren, um das Bauwerk vor dem endgültigen Verfall zu retten. Hierfür kaufte die Gemeinde Mintraching das Gebäude und stellte Nutzungsüberlegungen an, um das Weiterbestehen des Stadls zu sichern.

Der eingeschossige Stadl war bauzeitlich in hoher handwerklicher Qualität errichtet worden. Er hat eine Grundfläche von 14 x 20 m und besteht aus der mittig angeordneten Tenne und den beidseitigen Bansen. Er grenzt an der Süd- und Ostseite an die schräg vorbeilaufende Kirchbergstraße. Im Westen befindet sich ein landwirtschaftlicher Hof und im Norden ein Gemeindegrundstück mit dem Feuerwehrhaus.

Das Dach ist ein weitgehend symmetrisches Satteldach mit 45° Dachneigung. Es hat eine Traufhöhe von circa 3,5 m und eine Firsthöhe von 10,5 m. An beiden Giebelseiten sind Krüppelwalme angeordnet. Der Stadl ist derzeit mit Falzziegel gedeckt. Die bauzeitliche Dacheindeckung ist nicht bekannt.

Das ganze Bauwerk wurde als zimmermannsmäßiges Holztragwerk auf Einzelfundamenten aus Natursteinen unter den Holzstützen errichtet. Der Fußboden bestand aus gestampftem Lehm.

An beiden Traufseiten waren mittig 4,3 m breite, zweiflügelige Tore als Einfahrt zur Tenne angeordnet, welche in jüngerer Zeit durch zweiteilige Schiebetore ersetzt worden waren. An der östlichen Traufe wurden in jüngerer Zeit weitere Türen und Tore nachträglich hinzugefügt, während an den übrigen Seiten die vertikale Boden-Deckel-Schalung weitgehend erhalten geblieben war.

Die Arbeiten zur Instandsetzung begannen im Juli 2021. Nach einer ersten Aufräumphase und der Einrichtung der Baustelle wurde zunächst das umgebende Gelände beräumt, der Humus abgetragen und das Gelände so hergerichtet, dass das Regenwasser vom Stadl weg zur Straße geleitet wurde. Anschließend folgte die Abnahme der Dachdeckung. Die Falzziegel wurden sortiert und auf Paletten gelagert. Sie wurden nach Abschluss der Reparaturen am Dachwerk wiederverwendet.

Ende Juli 2021 begannen die eigentlichen Zimmererarbeiten. Die Reparaturen folgten dem statischen Konzept einer behutsamen Instandsetzung der zimmermannsmäßigen Verbindungen, zusammen mit einer Erhöhung der Tragreserven durch Anpassung der statischen Systeme: die zunächst gelenkig gelagerten Stützenfüße wurden nahezu biegesteif in den neuen Betonfundamenten eingespannt.

Die Reihenfolge der Reparaturen und Aussteifen der Stützen folgte der Verschieblichkeit des Gesamtsystems. Hierzu wurde ein provisorisches Fundament in Gebäudemitte gebaut und die Stützen in Höhe der Zerrbalken „rückgeankert“. Nach der Stabilisierung der Zerrbalken erfolgte die Korrektur der Verformung: die Stützen wurden weitestgehend in die Vertikale gebracht. Danach wurde das bisherige Fundament, meist ein Stein oder ein kleines Mauerwerk, manchmal auch nur der anstehende Lehm, ausgegraben.

Die Stützen wurden mit Beilaschungen aus individuell angefertigten Flachstählen versehen und mit diesen in Einzelfundamenten einbetoniert. Bei der Instandsetzung der jeweilige Stütze wurden auch alle sich oben anschließenden Balken repariert, fehlende Teile wurden in gleicher Art ergänzt.

Nachdem alle 18 Stützen repariert waren, wurde der anstehende Lehmboden aus- und eine Betonplatte mit einer Stärke von 25 cm eingebaut. Diese sitzt auf den Einzelfundamenten auf und umschließt alle Blechlaschen.

Nach dem Abschluss der statischen Aussteifung der gesamten Holzkonstruktion wurden die defekten Sparren und der geschädigte stehende Stuhl oberhalb der Zerrbalkenlage repariert.

Auf den Sparren wurden als Dachhaut eine Bretterschalung und eine Vordeckung aufgebracht und anschließend die alten Ziegel auf einer Lattung neu gedeckt.

Eine Besonderheit bildet die Verschalung der Außenseite des Stadls. Hier waren noch viele Bretter aus der Erbauungszeit um 1726 erhalten. Diese durften, soweit es ging, nicht abgenommen werden. Am Ende der Bauarbeiten wurden alle noch brauchbaren Bretter an ihrer alten Stelle wieder befestigt, die schadhaften Bretter repariert und die fehlenden Bretter ergänzt.

Um den Innenraum des Stadls als Lager für die verschiedenen Vereine nutzen zu können, werden reversible vergitterte Abteile als Stahlkonstruktion eingebaut.

Bei der Einweihung am 17. Juli 2022, fast genau ein Jahr nach Beginn der Arbeiten, konnten sich die Gemeindemitglieder ein Bild von der gelungenen Instandsetzung des barocken Stadls machen.

Beteiligte:

  • Bauherr: Gemeinde Mintraching
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
  • SiGe-Planung: Baukoordination F. Fuchs, Zeitlarn
  • Denkmalpflege: Landesamt für Denkmalpflege

Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:

  • Voruntersuchung
  • Teilaufmaß: Schiefstellung der Stützen
  • Nutzungskonzept
  • Objektplanung
  • Tragwerksplanung