Die Joseph-Maria-Lutz-Schule in Pfaffenhofen a. d. Ilm

Schäden am Traufgesims und an den Putzen machten eine Instandsetung der Fassade der Joseph-Maria-Lutz-Schule in Pfaffenhofen a. d. Ilm notwendig. Nachdem unser Büro bereits einige Jahre vorher die Brandschutzertüchtigungen im Inneren der Schule und die Instandsetzung des historischen Treppenhauses betreut hatte, wurden wir gebeten, die Ursache für herabfallende Nägel aus dem Traufgesims zu erkunden und die Instandsetzungsarbeiten zu planen und überwachen.

Die Joseph-Maria-Lutz-Schule wurde in den Jahren 1897-1898 als Knabenschule gebaut. Entwurfszeichnungen und erste Fotos des fertiggestellten Baus zeigen eine weitaus aufwändigere Bauzier als heute: unter dem Traufgesims befand sich ein Konsolfries, der Uhrengiebel war mit drei Aufsätzen bekrönt, das geschwungene Geländer der Eingangstreppe besaß rechts und links jeweils einen eisernen Kandelaber. Der Garten vor der Schule war mit Rondellen und einer auf das Portal zuführenden Allee gestaltet.

Das Hauptgebäude der Schule besitzt drei Vollgeschosse und ein Sockelgeschoss und schließt mit einem Walmdach ab. Die Hauptfassade zur Schulstraße ist durch Lisenen in drei Fassadenbereiche mit je fünf Fensterachsen gegliedert. Der mittlere Teil wird durch die Eingangstreppe und den Haupteingang sowie durch den Uhrengiebel betont. Die horizontale Gliederung der Fassade ist im Erdgeschoss mit einem rustizierenden Putz gestaltet, die oberen Geschosse sind glatt verputzt und durch Gesimse abgesetzt. An der Südseite ist über einen Verbindungsgang ein eingeschossiger Anbau aus der gleichen Bauzeit wie das Hauptgebäude vorgelagert.

Die Fassaden waren bauzeitlich in einem hellen, sandfarbenen Ton gefasst. Anhand eines Bestandsfensters, welches im Dach der Schule gelagert war, ließ sich auch der bauzeitliche dunkelgrüne Farbton der Fenster rekonstruieren. Die eichene Eingangstür war hingegen immer holzsichtig.

Die unter dem Gesims befindlichen Konsolen wurden vermutlich bereits in den 1920/1930er Jahren abgenommen. Auf Fotografien der 1950er Jahre sieht man, dass inzwischen auch die Bekrönungen des Uhrengiebels verschwunden waren. Ende der 50er Jahre wurde der Sanitäranbau auf der Ostseite erweitert. Im Zuge dieser Maßnahme war auch das Dach instandgesetzt und das System der innenliegenden Dachentwässerung geändert worden.

Der Fassadenanstrich war in der Vergangenheit mehrfach überarbeitet worden. Reste einer grün-rosafarbenen Fassung finden sich noch in geschützten Bereichen (bei Blechanschlüssen, etc.) und sind auch auf alten Fotografien erkennbar. Bei der letzten Fassadeninstandsetzung in den 1980er Jahren wurden die vorhandenen Fassungen abgenommen und ein Dispersionssilikatanstrich aufgebracht. Offensichtlich wurde bei dieser Sanierung der bauzeitliche helle Farbton übernommen. Die Holzfenster wurden als Isolierglasfenster ersetzt, die holzsichtig blieben. Die Kupferblechdächer des Hauptgebäudes und des Anbaus wurden ebenfalls in den 80er Jahren erneuert.

Im Frühjahr/Sommer 2019 wurde zur Untersuchung des Traufgesimses und zur Abstimmung der geplanten Fassadeninstandsetzung an der Nordseite der Schule eine Musterachse angelegt. Bei einer Hubsteigerbefahrung war festgestellt worden, dass die hölzerne Unterkonstruktion des Traufgesimskastens unter der bauzeitlichen Blechverkleidung teilweise zerstört war. Neben dem Haupteingang hatte sich ein Blech bereits gelöst. Im Zuge der Untersuchungen zeigte sich, dass in allen Anschlussbereichen um den Uhrengiebel immense Feuchteschäden sowohl am Putz als auch an den hölzernen Dachkonstruktionen vorhanden waren. Die bauzeitliche Dachkonstruktion zeigte insbesondere im Bereich später eingezogener Kamine Mängel.

Die Fassaden der Schule waren, abhängig von der Ausrichtung, unterschiedlich stark verschmutzt. Insbesondere auf der Westseite waren umfangreiche Putzschäden vorhanden. Schäden bzw. unzureichende Detailausbildungen im Bereich von Verblechungen führten immer wieder zu sich lösenden Putzteilen. Bei früheren Instandsetzungsarbeiten verwendete Materialien (Zementputze, Silikonverfugungen, Aluminiumschienen an den Fenstern, Kunststofffenster im Kellergeschoss) hatten zu einem uneinheitlichen und unschönen Erscheinungsbild geführt.

Die exponierte Lage des Uhrengiebels ließ Schäden am Putz, der Metalldeckung und ihrer Unterkonstruktion erwarten. Die Stuckierungen am Uhrengiebel hatten sich teilweise gelöst. Einzelne Ornamente fehlten ganz.

Im Frühjahr 2021 wurde mit den Instandsetzungsarbeiten an der Schule begonnen. Folgende Arbeiten wurden ausgeführt:

  • Reinigung aller Fassadenflächen im Hochdruckwasserstrahlverfahren
  • Reparatur feuchtegeschädigter Konstruktionshölzer insbesonders im Bereich des Uhrengiebels und auf der Ostseite des Dachs, Ausbau schwammbefallener Hölzer, chemische Behandlung der Anschlussbereiche
  • Reparatur der Traufgesimskonstruktion
  • Einbau zugfester Anschlüsse an Sparren und Kehlbalken sowie in der Deckenbalkenlage
  • Verstärkung / Abstützung der ausgewechselten Dachkonstruktion am Kaminkopf
  • Einbau einer begehbaren Wärmedämmung auf der Dielung über 2. OG im Dachraum
  • Einbau von Verspannungen im Dachraum über dem südlichen Anbau zur Verhinderung weiterer Verformungen des Dachs
  • Reparatur des bauzeitlich verblechten Gesimskastens
  • Erneuern der Kupfereindeckung des Zwerchgiebeldachs hinter dem Uhrengiebel sowie aller Abdeckbleche auf dem Giebelmauerwerk
  • Überprüfen der gesamten Dacheindeckung auf Dichtheit, Ausbessern kleinerer Mängel (Abdichtung Anschlüsse Dachfenster, etc.)
  • Kartierung aller Fassaden hinsichtlich Fehlstellen im Putz
  • Putzausbesserung an allen Fassadenflächen, insbesondere an Blechanschlüssen, Fenster- und Türlaibungen und in extrem durchfeuchteten Bereichen an der Westfassade und im Sockelbereich
  • Sichern und Ergänzen der Stuckierungen am Uhrengiebel
  • Reinigen und Neufassen des Ziffernblatts der Uhr
  • Durchsicht aller Fenster, Austausch feuchtegeschädigter Hölzer, Ergänzen / Ersetzen defekter Dichtungen, Einstellen der Fensterbeschläge
  • Austausch der neuzeitlichen Kellerfenster durch zweiflügelige Holzfenster
  • Vermauern einzelner Kellerfensteröffnungen aus Brandschutzgründen
  • Überarbeiten Eingangsportal, Einbau einer Steuerung zur Türöffnung
  • Wiederholungsanstrich der Fassaden und Fenster gemäß Festlegungen der Musterachse
  • nach Überarbeitung des Sockelputzes Einbau von Granitkleinsteinpflaster rings um das Gebäude
  • Freilegen, Reinigen und teilweise Ergänzen der Sohlbänke der Kellerfenster aus Granit
  • Unterfangen der westlichen Außenwand am südlichen Anbau im Bereich der früheren Abortgrube
  • Überprüfen und Ergänzen des Blitzschutzes

Die Arbeiten wurden überwiegend in den Schulferien ausgeführt. Durch die Einschränkungen und Veränderungen des Schulbetriebs durch die Corona-Pandemie wurde der Bauablauf auch darauf abgestimmt.

Beteiligte:

  • Bauherr: Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm
  • Projektverwaltung: Stadt Pfaffenhofen, Bauamt
  • Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
  • SiGe-Planung: Ursula Seidel. Eching
  • Denkmalpflege: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Herr Jumpers
  • Chem.-min. Untersuchungen: Labor Ettl + Schuh, München

Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:

  • Voruntersuchungen, Vorplanung
  • Tragwerksplanung
  • Objektplanung