Andachtsraum im Senioren- und Pflegeheim St. Franziskus in Pfaffenhofen a. d. Ilm

Wir haben schon viele Kirchenräume restauriert und durften bei deren Neu- oder Umgestaltung mithelfen, aber eine Umgestaltung eines Besprechungszimmers zu einem Andachtsraum war auch für uns neu.

Im Zuge des Umbaus des Alten- und Pflegeheims St. Franziskus in Pfaffenhofen a. d. Ilm war aus baulichen Gründen eine Erhaltung der Hauskapelle nicht möglich. Die Hauskapelle stammte noch aus der vorhergehenden Nutzung des Gebäudes als städtisches Krankenhaus und besaß einen Freskenzyklus des Pfaffenhofener Künsters Michael Weingartner. Eine Abnahme und Applizierung der Fresken wäre prinzipiell möglich gewesen, doch standen weder ein ausreichend großer Raum noch eine ähnliche räumliche Disposition zur Verfügung.

In Zusammenarbeit der Hl. Geist- und Gritsch’schen Fundationsstiftung, der Stadt Pfaffenhofen und dem Eigentümer des Seniorenheims, der Bayernland Sozialimmobilien GmbH sollte deshalb ein neuer Andachtsraum mit einem neuen künstlerischen Konzept entstehen. Unser Büro wurde mit der Planung beauftragt.

Zur Verfügung stand ein im Erdgeschoss gegenüber dem Haupteingang liegender Raum mit einer Länge von 8,20 m und einer Breite von 5,70 m bei einer Raumhöhe von 2,70 m. Ursprünglich wohl als Besprechungsraum konzipiert, sollte daraus nun ein Andachtsraum für beide christlichen Konfessionen entstehen. Zur Verfügung stand auch der aus dem ehemaligen Seniorenheim St. Joseph stammende Altar aus einem Marchinger Kalk sowie der Tabernakel, beide wohl aus der Zeit um 1970.

Licht sollte dem Raum eine andere Wahrnehmung geben. Keine Einschnürung des Lichts durch ein Fenster, kein Blick auf die Straße und die gegenüber liegenden Gebäude. Als Konzept stand ein Raum mit Wänden auf drei Seiten, einer Decke und dem Fußboden. Die vierte Wand sollte nur aus bemaltem Glas in einem brünierten Stahlrahmen bestehen. Davor der Altar, fest und unverrückbar. Der Entwurf wurde in der Sitzung des Stadtrates im Juli 2017 angenommen.

Glasmalerei in Kirchen hat eine lange Tradition und ist wesentlich für die Wahrnehmung des Raums als liturgischer Ort. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Nikolaus Hipp und den Werkstätten Gustav van Treeck Bayerische Hofglasmalerei entstand ein Glasfenster mit einer einer wunderbaren, einfühlsamen Gestaltung des Lichts. Nikolaus Hipp gelang es, den Blick des Betrachters zu fangen und dennoch in die Weite zu lenken. Die Gläser und die fast aquarellhafte Gestaltung der Farben, oft kräftig mit breitem Strich, zeigen durch die Verschmelzung miteinander eine plastische Materialität mit einer fühlbaren Nähe.

Davor stehen nun der Altar auf einem flachen Podest aus Kalkstein und leicht versetzt die beiden Kalksteinstelen für die Marienfigur und die Osterkerze. Kein Blick mehr auf die gegenüberliegenden Häuser, sondern spürbar liturgischer Ort.

Am 9. März 2020 durften wir mit dem Künstler Nikolaus Hipp, den katholischen und evangelischen Geistlichen, Vertretern der Stadt sowie mit den Bewohnern und Verantwortlichen des Heims die Einweihung des neugestalteten Andachtsraums feiern.

Foto: Stadt Pfaffenhofen, T. Thomaschek