Schloss Sünching ist ein barockes Wasserschloss mit achteckigem Baukörper. Es wurde nach Plänen von François de Cuvilliés d. Ä. auf der Grundlage eine Renaissace-Vorgängerbaus erbaut. Die Ausstattung stammt von Ignaz Günther (Kapelle), Matthäus Günther und Franz Xaver Feichtmayr (Festsaal) und ist noch vollständig erhalten.
Das Schloss dient gänzjährig als Familienwohnsitz. Privatführungen durch den Besitzer Herrn Baron von Hoenning O’Carroll sind möglich.
Schloss Sünching wurde in den Jahren 1758 bis 1761 in Form eines unregelmäßigen Oktogons errichtet, wobei sicherlich auch Teile des von 1668 stammenden Vorgängerbaus übernommen wurden. Es zählt zu den bemerkenswertesten Landschlössern Süddeutschlands.
Die künstlerische Oberleitung des Neubaus und der gesamten Ausstatttung oblag François Cuvilliés. Ausführende Künstler der Ausstattung waren die Schnitzer Johann Thomas Sailer und Tobias Grimm, der Hofstukkateur Franz Xaver Feichtmayr d. J. und der Hofmaler Georg Desmarées. Die Deckengemälde im Festsaal u.a. stammen von Matthäus Günther.
Die Möblierung der Räume stammt größtenteils aus dem 18. Jh.
Johann Carl Freiherr von Hoenning O’Carroll und seine Frau Katalin Freifrau von Hoenning O’Carroll erhielten die Denkmalschutzmedaille 2013 des Freistaats Bayern: „Es ist das Verdienst der Familie von Hoenning O’Carroll, Schloss Sünching in seiner authentischen historischen Gestalt zu bewahrt zu haben.“ | (Broschüre BLfD, Seite 16)
Die beschriebenen Instandsetzungsmaßnahmen wurden bereits in den 1980er Jahren ins Auge gefasst und vorbereitet. Sie konnten nun nach langwierigen Voruntersuchungen und Finanzierungsüberlegungen in den vergangenen Jahren durchgeführt werden:
Die Baumaßnahmen an der Dachkonstruktion und den Flachdecken des zweiten Obergeschosses wurden von 2003 bis 2005 ausgeführt.
Die Gesamtmaßnahme zur Restaurierung von Kapelle, Chinesen-, Rokoko- und Holländerzimmern begann 2014 und wurde im Frühjahr 2018 abgeschlossen.
Reparatur der Dachwerke
Große Teile der Dachwerke waren durch eindringende Feuchte und nachfolgendem Pilzbefall geschädigt. Es handelte sich um den Echten Hausschwamm. Die geputzten und stuckierten Flachdecken waren erheblich geschädigt.
Nach dem geodätischen Aufmaß von Dachraum und zweitem Obergeschoss durch das Planungsbüro für Umbau und Sanierung (jetzt Büro Bergmann GmbH) wurden die statisch-konstruktiven Maßnahmen zur Instandsetzung von Dachwerk und Flachdecken festgelegt.
Die Dachfußpunkte wurden nachhaltig repariert. Zum Einsatz kamen zimmermannsmäßige Techniken sowie ingenieurmäßige Stahlprothesen. Im Bereich des Festsaals wurden die Putze der Decken vollständig, in allen anderen Räumen bestmöglich erhalten.
Beteiligte:
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- SiGe-Planung: Büro Bergmann GmbH
- Denkmalpflege: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Herr Dr. Gieß
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Geodätisches Aufmaß
- Schadenserfassung
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
- SiGe-Koordination
Voruntersuchung zur Restaurierung von Kapelle, Chinesen-, Rokoko- und Holländerzimmer
Zur Vorbereitung der Restaurierung von Raumschale und Ausstattung der Schlosskapelle sowie der sogenannten „Chinesenzimmer“ und „Rokoko bzw. Holländerzimmer“ mit chinesischen Stofftapeten und Wandbespannungen wurden im Jahr 2010 umfangreiche Voruntersuchungen und Musterrestaurierungen durchgeführt.
Die gesamte Raumfassung der Kapelle zeigt den Zustand des 18. Jahrhunderts. Es konnte keine großflächige Überarbeitung an Fassung und Vergoldung nachgewiesen werden. Dies bedeutet, bei der Kalkfassung an Wandflächen (unpigmentiert) sowie am plastischen Stuck (Weiß in Ausmischung mit Smalte – kühlere Weißfassung) handelt es sich überwiegend um die Originalfassung des 18. Jahrhunderts. Beim Deckenbild von Matthäus Günther handelt es sich ebenfalls um einen weitgehend unberührten Zustand des 18. Jahrhunderts. Es fand sich lediglich eine kleine Ausbruchstelle in der Malerei (ca. 3 x 3 cm).
Über der Erstfassung des Altarreliefs liegen zwei vollständige Überfassungen, die zeitlich nicht genau zugeordnet werden können (19.Jh. und ca. 1920). Es wurde eine Restaurierung ohne Entfernung der Überfassungen geplant.
Die Tapeten im „Chinesenzimmer“ wurden durch Joseph Franz Graf von Seinsheim von einer holländischen Handelsfirma in Amsterdam gekauft. Sie stammen aus derselben Sendung wie die Tapeten der Badenburg im Nymphenburger Park, die der kurfürstliche Hoftapezierer Francois Carrée für den Münchner Hof erwarb (der Frachtbrief ist im Schlossarchiv Sünching erhalten). Datierung um 1765.
Das „Rokokozimmer“ und das „Holländerzimmer“ sind mit gemalten Wandbespannungen auf Leinwand ausgestattet. Die Wandbespannungen sind in Zweitverwendung (möglicherweise aus dem Palais Seinsheim in München) angebracht. Eine genaue Datierung ist nicht möglich. Auffallend war hier der sehr unterschiedliche Zustand der Bilder: Brüche in der Malschicht verbunden mit Malschichtverlusten, Risse und Löcher. Ein Großteil der Craquelèes ist verursacht durch die Demontage und den unsachgemäßen Transport zur Zweitverwendung.
An der Voruntersuchung beteiligt waren:
- Bestandserfassung: Büro Bergmann GmbH
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- Voruntersuchungen Raumschale: Fa. Preis & Preis
- Voruntersuchungen holzsicht. Ausstattung: Fa. Preis & Preis
- Voruntersuchungen gefasste Ausstattung: Rest. P. Schwaerzel
- Voruntersuchungen Tapeten : Rest. A. Fiedler und N. Waltz
- Voruntersuchungen Gewänder und Paramente: Rest. T. v. Waldburg
- Klimamessungen: Büro Ettl & Schuh
- Archivalienforschung: Herr Reinhard Huber M.A
- Denkmalpflege: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Herr Dr. Schmidt
- Fotografie: Achim Bunz
Instandsetzung der Raumschale der Schlosskapelle
Die Schlosskapelle liegt in einer Gebäudeecke und erstreckt sich über zwei Geschosse. Sie besitzt eine Empore, die vom 1. Obergeschoss des Schlosses zugänglich ist.
Die Kapelle besitzt durch ihre Ecklage einen trapezförmigen Grundriss. An ihrer Rückseite befindet sich die Empore, der Altar mit einem Relief mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens liegt dieser gegenüber, an der Stirnseite. Zur Kapelle gehören im Erdgeschoss ein Vorraum und die Sakristei.
Die Einweihung der Kapelle erfolgte am 16. Juni 1768.
Folgende Künstler waren beteiligt:
– Stuckausstattung: Franz Xaver Feichtmayr
– Vergoldung der Stukkaturen: A. I. Demmel und Simpert Feichtmayr
– Raumfassung: A. I. Demmel
– Deckenfresko: Matthäus Günther
– Kistlerarbeit Altar: Tobias Grimm
– Bildhauerarbeiten Altar: Ignaz Günther
– Vergoldung: A. I. Demmel
Im Oktober 2014 wurden zur statisch-konstruktiven Sicherung der Empore zusätzliche Stahlträger in den Emporenboden eingebracht. Das Parkett auf der Empore wurde hierfür aus- und nach der Restaurierung in der Werkstatt der Holzrestauratoren wieder eingebaut.
Bei der gesamten Raumfassung der Kapelle handelt es sich überwiegend noch um den Zustand des 18. Jahrhunderts. Es konnte keine großflächige Überarbeitung an Fassung und Vergoldung nachgewiesen werden.
Die bei der Voruntersuchung von 2010 erprobten Arbeitsweisen wurden ohne Änderungen durchgeführt: die Raumschale der Kapelle wurde trocken gereinigt. Verbleibende dunklere Stellen wurden im Rahmen der abschließenden Retuschen behutsam angeglichen.
Nach der Reinigung der Raumschale wurden die Vergoldungen gefestigt sowie Stuckreparaturen und Stuckergänzungen durchgeführt. Abgefallene Stuckteile wurden, wenn möglich, wieder angebracht, fehlende Blumen und Ranken wurden entweder als Gussteil oder in freier Modellierung ergänzt und anschließend vergoldet. Die stuckierte Geige und die Laute erhielten neue Saiten aus Edelstahldraht.
Wo bei den Innenfenstern oder Türen Stuckelemente an Holzelemente grenzen oder diese überlappen, hatten sich durch Bewegungen des Untergrunds Ablösungen und Risse im Stuck gebildet. Zur Befestigung größerer Teile wurde eine Kohlefaser-Armierung eingebaut.
Risse an Stellen von Bauwerksbewegungen wurden mit einer Arbocel-Masse gefüllt. Die Arbocel-Masse ist teil-elastisch und lässt sich bei Druck zusammenpressen, damit so bei Bauwerksbewegungen keine Absprengungen der Originalsubstanz entstehen.
Bei Ortsterminen mit der Fachbehörde wurde für die Raumschale nach der Reinigung von Altar und Emporenbrüstung in Zusammenschau des gesamten Raumeindrucks der Umfang der abschließenden Retuschen abgestimmt.
Beim Deckenbild von Matthäus Günther handelt es sich ebenfalls um einen weitgehend unberührten Zustand des 18. Jahrhunderts. Es fand sich lediglich eine kleine Ausbruchstelle in der Malerei. In geringem Umfang waren Schäden in Form von Weißschleiern bzw. Rinnspuren auf der Malschicht feststellbar, die jedoch lediglich eine geringe optische Beeinträchtigung darstellten. Zudem zeigten sich vereinzelt Risse.
Auch beim Deckenbild wurde an der bei der Voruntersuchung erprobten Technik der Trockenreinigung nichts geändert. Lediglich in großen dunklen Rissen wurden die Verschmutzungen mittels Mikrodampf reduziert und leicht aufgehellte Flächen entlang der Rissverläufe behutsam retuschiert.
Beteiligte:
- Objektplanung: Büro Bergmann GmbH
- Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH
- SiGe-Koordination: IB Brandstetter, Altdorf
- Denkmalpflege:
Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Herr Dr. Schmidt
Vertreter der Fachbereiche der Werkstätten des BLfD
Landratsamt Regensburg
Kreisheimatpfleger Peter Lutz - Klimamessungen: Büro Ettl & Schuh, München
- Fotografie: Achim Bunz, München
Das Büro Bergmann führte folgende Leistungen aus:
- Geodätisches Aufmaß
- Schadenserfassung
- Objektplanung
- Tragwerksplanung
Restaurierung der Ausstattung der Schlosskapelle
Nach der Restaurierung der Raumschale der Kapelle erfolgte die Restaurierung der festen Ausstattung sowie von Boiserie, Fenster, Türen und Wandvertäfelungen. Der Hochaltar mit seinem weißgefassten Relief war der Hauptteil der Arbeiten. Parallel dazu wurde auch die bewegliche Ausstattung (Reliquienkästen, Textilien, Kniebänke) restauriert. Die Oberflächen der metallenen Gegenstände (Apostelleuchter) wurden behutsam gereinigt und leicht poliert, um einen harmonischen optischen Eindruck des gesamten Raumes herzustellen.
Trotz des überdurchschnittlichen Bestandes ursprünglicher Oberflächen war eine Freilegung der überfassten Flächen des Altarreliefs nicht Ziel der Maßnahme. Das harmonische Gesamtbild der Kapelle sollte mit seinen Alterungsspuren und Patina erhalten werden. Die Voruntersuchungen von 2010 hatten gezeigt, dass die Überfassungen überwiegend keine oder nur noch reduzierte, beschädigte originale Oberflächen verbergen. Die ursprünglich glänzend polierte Weißfassung war nicht mehr sichtbar. So ergab sich aus dem Bestand und dessen Erhaltungszustand schlüssig ein Gesamtkonzept, das die Konservierung und Restaurierung der vorliegenden Oberflächen vorsah.
Es wurden Ergänzungen von Holzverlusten an Profilen und Ornamenten durchgeführt, aber Ausspänung von klaffenden Fugen nur, wenn deren Verlauf die Darstellung störte, eine Stabilisierung notwendig oder die dahinterliegende Wand störend zu sehen war.
Am Altar und der Boiserie wurden der neuere Lacküberzug und die unsachgemäßen Retuschen in den Marmorierungen aus konservatorischen Gründen abgenommen. Die weißgefasste Emporenbrüstung mit Vergoldungen und die weißgefassten und vergoldeten Fenster- und Türverkleidungen wurden lediglich gereinigt und geringfügig retuschiert.
Nach der Reinigung der bestehenden Fassungen zeigte das Altarrelief keine gleichmäßige Oberfläche. Störende Fleckigkeit, Vergrauung, sowie ein kalter Farbton vor allem im oberen Bereich waren eher noch deutlicher sichtbar geworden. Durch mehrfach überarbeitete Musterflächen und Begutachtung des Raumeindrucks bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wurde die entgültige Vorgehensweise entwickelt: eine lasierende Überarbeitung am gesamten Altarrelief, unter der Maßgabe, den Glanzgrad äußerst zurückhaltend auszuführen. Die Überfassung wurde sehr dünn aufgetragen und wo es möglich war, wurde die vorhandene Oberfläche integriert. Die Plastizität der Figuren wurde durch leichte Retusche der Schatten herausgearbeitet.
Die vorhandenen Paramente stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Eine vollständige Restaurierung aller Gewänder war nicht Teil der Maßnahme. Sie wurden gereinigt, inventarisiert und im Rahmen der Konservierung auf neu aufgepolsterte Bügel gehängt bzw. in einer vorbereiteten Kommode eingelagert. Die Paramente, die wieder in Gebrauch genommen werden, wurden zusätzlich in der Restaurierungswerkstatt geglättet und lose Nähte wurden geschlossen.
Beidseitig des Drehtabernakels befinden sich im Hochaltar zwei Kastenreliquiare in rotgefassten Gehäusen mit geschnitzten, goldgefassten Rahmen. Auf rotem Samt sind diverse Materialcollagen aus Wachs, Knochen, Stoff, Papier und Golddraht montiert. Alle Bestandteile wurden trocken abgesaugt, die Schmutzablagerungen entfernt und die Wachsreliefs sorgsam mit feuchtem Haarpinsel gereinigt. Die Arbeiten wurden im Rahmen der Konservierung der Textilien ausgeführt.
Der vorhandene Bezugsstoff der Polster von Brüstung und Kniebank auf der Empore der Kapelle, ein Velour mit geprägtem Muster (Gaufrage) in einem Rotton, war nicht der bauzeitliche Stoff, sondern stammte vermutlich aus dem späten 19. Jh. Bei der Auswahl des neuen Bezugsstoff hat man sich am Bestand orientiert: Woll-Velour mit Prägung. Die bestehende Polsterung wurde mit Rosshaar ausgeglichen, der bestehende Bezug mit Baumwollnessel überdeckt und schließlich mit dem neuen Stoff überzogen. Die vorhandene kapellenschiffseitige Nagelkante wurde belassen, auf der Emporenseite wurde der neue Bezug mit Polsternägeln befestigt. Die Kniebank erhielt den gleichen neuen Stoffbezug, jedoch wurde der Bezug ausgetauscht.
Parallel zur Restaurierung der Raumschale in der Kapelle wurden die Putzflächen von Wänden, Hohlkehlen und Decken in Sakristei und Kapellenvorraum restauriert und mit einem neuen Kalkanstrich versehen. Die Türen und Fensteroberflächen in Kapellenvorraum und Sakristei wurden gereinigt und leicht retuschiert.
In enger Abstimmung mit den Restauratoren und dem Stukkateur wurde die Elektroinstallation in der Kapelle und den Nebenräumen erneuert. Alle Leitungen wurden in den vorhandenen Leerrohren auf Putz wiederverlegt und, um keine neue Verkabelung in der Kapelle einzubauen, wird die Steuerung der Beleuchtung mittels Funkschaltung geregelt.
Der Natursteinboden aus Solnhofer Platten von Kapelle, Vorraum und Sakristei wurde in so geringem Umfang wie möglich instandgesetzt. Lockere Bodenplatten wurden aufgenommen und in einem zementfreien Mörtel wiederverlegt. Gebrochene Platten wurden zuvor verklebt. Die Farbe der Verfugung wurde an den Bestand angeglichen.
Restaurierung der chinesischen Papiertapeten
Das ehemalige „Levéezimmer“ sowie der ehemalige „Spiel- und Rauchsalon“ neben dem Festsaal im 1. Obergeschoss von Schloss Sünching werden „Chinesenzimmer“ genannt, da ihre Wände flächig mit auf Holzrahmen aufgezogenen chinesischen Papiertapeten ausgestattet sind. In beiden Räumen wurden verschiedenartige und verschiedenformatige Malereien und Holzschnitte in Art einer Collage zur Chinatapete zusammengefügt.
Ein Teil der Tapetenfelder von Raum 1 war bereits in den Jahren 1983 bis 1985 restauriert worden. Die übrigen Felder wurden damals notgesichert. Aus finanziellen Gründen konnten die Arbeiten zu diesem Zeitpunkt nicht weitergeführt werden.
Die chinesischen Papiertapeten wurden um 1765 von Joseph Franz Graf von Seinsheim von einer holländischen Handelsfirma in Amsterdam erworben. Das Tapetenpapier wurde auf Leinwand aufgeklebt und mit Holzrahmen an den Wänden befestigt. An kleineren schmalen Flächen klebten die Tapeten vollflächig auf Holzbrettern. Teilweise wurden Chinoserie-Malereien über den originalen chinesischen Malereien aufgebracht.
Alle Felder zeigten ein ähnliches Schadensbild: zahlreiche aufklaffende Risse, das Papier löste sich an den Rissrändern von der Leinwand, Craquelée-Netz von Rissen in der unteren Bildzone mit sehr dünnem Papier, Verbräunung des Tapetenpapiers, Blasenbildung, starke Verschmutzungen der Oberfläche, Wasserränder, Löcher, Risse, mürbe Stellen vor allem an den Kanten der Holzrahmen und im Bereich der Papierrisse, Schädigungen durch mechanische Beanspruchung im Türbereich sowie packpapierartige Flicken bei Ausbesserungen von Fehlstellen.
Ziel war eine behutsame Restaurierung des Bestandes. Es sollte ein konservatorisch stabiler Zustand erzielt werden. Die ästhetischen und restauratorischen Maßnahmen sollten zur Aufwertung des Gesamtbildes der Malerei führen.
Zur Restaurierung wurden die Papiertapeten mit ihrem Leinwandträger Zug um Zug von ihren Rahmen abgenommen und in das Atelier der Restauratorinnen nach München verbracht.
Die Chinesischen Papiertapeten wurden von ihrem schadhaften Träger gelöst, konservatorisch behandelt und neu auf Leinwand mit Zwischenlagen von Japanpapier aufkaschiert. Dabei wurden fehlende Teile behutsam retuschiert. Die historischen Ergänzungen aus dem 18. Jahrhundert wurden belassen und integriert.
Die Arbeiten verliefen aufgrund der intensiven Voruntersuchungen und Probebearbeitungen im Vorfeld überwiegend wie geplant.
Einige Tapetenfelder waren nicht auf Leinwand sondern auf Rupfen aufgebracht. Bei der Abnahme des Papiers zeigte sich der außerordentlich schlechte Zustand der Bildfelder. Die Offenporigkeit des Gewebes hatte zu vermehrter Oxidation der Papierfaser geführt. Das Papier war extrem spröde, brüchig und hatte entsprechend der Gewebestruktur ein dichtes kleinteiliges Haarriss-Craquelée. Der grobe, fasrige Rupfen haftete sehr fest an der geschädigten Rückseite. Schädlingsfraß hatte das filigrane Papier weiter dezimiert und Fehlstellen verursacht. Um den verhärteten Klebstoff abarbeiten zu können, mussten zusätzlich Zwischensicherungen der Rissränder zur Stabilisierung vorgenommen werden. Am filigranen Papier wurden während der kleinstteilig vorgenommenen Freilegung laufend Festigungsmaßnahmen erforderlich.
Nach der Abnahme des Trägergewebes zeigte sich beim Freilegen der Tapetenrückseite der untere Tapetenzone bei der Tapete mit Blütenästen ein unvorhersehbarer Befund: Das brüchige, stark craquelierte Papier ist äußerst dünn und besteht nur aus einer Schicht – im Unterschied zu den anderen Tapeten der Mittelzone und der oberen Zone, die einen zweischichtigen Aufbau haben. Üblicherweise hat das Papier von chinesischen Tapeten zwei bis drei Schichten. Die bedruckte und/oder bemalte erste Schicht ist sehr fein und besteht aus zwei Papierlagen von Kozu-Faser. Die zweite Schicht sowie ggf. die dritte Schicht sind einlagig und stärker. Um von der Rückseite des einschichtigen Papiers den verhärteten Klebstoff abarbeiten zu können, mussten zusätzlich Zwischensicherungen an den Rissrändern zur Stabilisierung und Festigung des Papiers vorgenommen werden.
Wo sich neue Erkenntnisse ergaben, erfolgten geringfügige Anpassungen des Konservierungskonzepts.
Die restaurierten Tapeten wurden wieder auf die vorhandenen Holzrahmen aufgespannt Bei der Wiederbefestigung der Tapete am Rahmen wurden in Bereichen mit umgeschlagener Tapete Bestandsnägel verwendet. Wo die neue Leinwand befestigt wurde, wurden Tackernadeln aus Edelstahl eingesetzt.
Die fertigen Rahmenfelder wurden mit den ursprünglichen Befestigungshaken wieder an den Wänden fixiert.
Vor Ort wurden die letzten zurückhaltenden Retuschen durchgeführt, um die Räume in Zusammenschau aller Tapetenfelder sowie bei den originalen Lichtverhältnissen beurteilen zu können.
Neben der Restaurierung der Tapeten in den Chinesenzimmern wurden die Decken und Hohlkehlen der Raumschalen restauriert. Die hölzernen weißgefassten Sockel- und Fensterverkleidungen wurden wie folgt bearbeitet: Reinigung und Überarbeitung der historischen Lackoberflächen und Vergoldung, leichte Retuschen. Die Elektroinstallation wurde behutsam erneuert. Alle Leitungen wurden in den vorhandenen Leerrohren auf Putz wiederverlegt, so waren keine Wandschlitze notwendig.
Restaurierung der Wandbespannungen in den Rokoko- und Holländerzimmern
Das sogenannte Rokokozimmer und die Holländerzimmer, eine Abfolge von drei Räumen, die mit bemalten Wandbespannungen auf Leinwand ausgestattet sind, liegen im 2. Obergeschoss von Schloss Sünching.
Die Wandbespannungen aus verschiedenformatigen, zusammengenähten Leinwandbahnen sind mit handgeschmiedeten Nägeln an den verputzten Wänden befestigt. Die Malerei ist in Tempera- oder Ölfarbentechnik ausgeführt bzw. ohne Grundierung mit leimgebundener Farbe direkt auf die Leinwand aufgebracht.
Künstler und die Herkunft der Rokoko-Malerei sind nicht bekannt. Die Bespannung ist teilweise in Zweitverwendung aufgebracht worden. Unpassende Formate um die Fenster bzw. Streifen über dem hölzernen Sockel waren mit Leinwand ergänzt und mit vereinfachter Malerei aufgefüllt worden. In einzelnen Feldern, vor allem hinter den Öfen, sind die Motive in Secco-Malerei auf Putz weitergeführt.
In den Holländerzimmern war die Wandbespannung mit chinoisen Motiven in sehr gutem Zustand erhalten. Die Flächen wurden entstaubt und gereinigt und kleine Fehler in der Leinwand repariert und retuschiert.
Die Bildfelder im Rokokozimmer waren in sehr unterschiedlichem Zustand. Dies ergab sich vermutlich bereits am Ort der Erstverwendung sowie durch den Transport und Wiedereinbau in Sünching. Alle Felder besaßen Sprünge in der Malschicht (Craquelées), geringen Malschichtverlust und vereinzelt Löcher und Risse in der Leinwand. Einzelne gelöste Putzbrocken der Wand klemmten hinter der Leinwand und beulten diese aus. Ein Feld besaß zusätzlich im Mittelteil extreme Schäden mit massivem Substanzverlust. Die Schäden wirkten wie nach einem Wasserschaden, vermutlich am Ort der Erstverwendung: die Malerei wirkte wie „weggewaschen“, reduziert oder stellenweise nicht mehr vorhanden, Fehlstellen waren teilweise mit pigmentiertem pastenartigen Kitt überdeckt, Übermalungen mit Leimfarbe hatten die Motive unschön verändert. Die Arbeiten erfolgten hier Schritt für Schritt in intensiver Abstimmung mit den Fachbehörden anhand Musterflächen. Das Resultat war die Abnahme der entstellenden Übermalungen der figürlichen Motive, Rekonstruktion fehlender Partien und behutsame farbliche Einstimmung der Rücklagen.
In allen Räumen wurden die Restaurierungsarbeiten an den Leinwänden in situ durchgeführt. Für notwendige Putzausbesserungen und Reparaturen wurden Teile der Leinwände aufgeklappt. Die Aufspannung aller Felder wurde überprüft und fehlende Nägel wurden ergänzt. Nach trockener Reinigung und Festigung der Malschicht wurden Fehlstellen, Kittungen und stark reduzierte Malerei mit Pastellkreiden retuschiert.
Die freskalen Malereien auf den Putzflächen wurden gereinigt, gefestigt sowie Fehlstellen ergänzt und retuschiert.
Neben der Restaurierung der bemalten Wandbespannungen in den Rokoko- und Holländerzimmern wurden die Decken der Raumschalen restauriert. Die weißgefassten hölzernen Sockel- und Fensterverkleidungen wurden gereinigt und überarbeitet. In enger Abstimmung mit den Restauratoren wurde die Elektroinstallation in den Rokoko- und Holländerzimmern erneuert. Alle Leitungen wurden in den vorhandenen Leerrohren auf Putz wiederverlegt. Die Leerrohre wurden durch die Restauratoren farblich an den Hintergrund angepasst.