Das Kloster Seligenthal in Landshut

Trotz schwerer Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg blieb ein Großteil der baulichen Substanz von Kloster Seligenthal aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten. Zur Behinderung weiterer Verformungen und zur Vermeidung zusätzlicher Schäden wurden Instandsetzungsmaßnahmen notwendig.

Die Zisterzienserinnen-Abtei, einst der Stadt Landshut am linken Ufer der Isar vorgelagert, befindet sich heute am Rand der Altstadt. Das Kloster wurde im Jahr 1232, nach dem Tod Ludwigs I. (gen. der Kehlheimer), Herzog von Bayern und Gründer der Stadt Landshut durch dessen Witwe Ludmilla zu seinem Gedächtnis gegründet. Heute ist Seligenthal eines der größten Zisterzienserinnenklöster der Welt und ein herausragendes Baudenkmal mittelalterlicher Baukunst.

Die Konventgebäude gruppieren sich im Nordwesten um die Klosterkirche. Diese ist ein Neubau aus dem Jahr 1732.  Abtei und Priorat bilden einen Winkelbau mit Eckturm aus dem 17. Jh. mit Überformungen aus dem 18. Jh..

Der Alte Konvent ist um einen Kreuzgarten als teilunterkellerter, zweigeschossiger Mauerwerksbau angelegt. Das Gebäudeensemble gliedert sich in den Sakristeiflügel im Osten und Norden, das ehemalige Dormitorium im Westen, den Nordtrakt mit Wäscherei und den umlaufenden Kreuzgang. Im Sakristeiflügel sind neben der Sakristei im Obergeschoss u. a. das Parlatorium, ein Kapitelsaal, die Bibliothek und das ehem. Sommerrefektorium unterbracht.

Das aufgehende Mauerwerk der ursprünglichen Außenwände entstammt größtenteils der ersten Bauphase und ist mehrschalig ausgebildet: Außenschalen aus Ziegelmauerwerk, Füllung aus Bachgeröll mit Kalkmörtel. Die Raumtrennwände im Inneren wurden z. T. als verputzte Holzständer-Fachwerkwände mit Ziegelausfachungen, aus Vollziegelmauerwerk aber auch aus Ziegelschalen mit innerem Hohlraum auf der Holzbalkendecke über dem Erdgeschoss errichtet.

So vielfältig wie die Bauphasen, so unterschiedlich stellen sich die Decken- und Dachkonstruktionen dar: beispielhaft das Kreuzgurtgewölbe im ehemaligen Sommerrefektorium, welches aus dem 13. Jh. stammen dürfte, eine 4-feldrige Balken-Bohlen-Decke in der Bibliothek im Obergeschoss sowie eine Kassettendecke im Parlatorium aus dem Jahr 1614, die seit 1765 durch eine darunter liegende, verputzte Flachdecke verdeckt war und nun wieder freigelegt werden konnte. Die Dachtragwerke sind als Kehlbalkendächer ausgebildet. Mit dem Anbau des Kreuzgangs wurde ein zum Kreuzgarten hin abgeschlepptes Dachwerk an die Hauptdächer angeschiftet.

Der 2-geschossig angelegte Abteiflügel wurde als Ersatz für einen Vorgängerbau errichtet und bildet somit den baugeschichtlich jüngeren Teil des Winkelbaus. Das Vorhaben, ebenfalls den Prioratsflügel zu erneuern, wurde nicht umgesetzt.

Die Dachkonstruktionen wiesen große Schäden durch eingedrungene Feuchtigkeit mit nachfolgendem Schädlingsbefall, insbesondere entlang der Dachtraufen, auf. Die Dachdeckung war an etlichen Stellen undicht.
Aber auch konstruktive Mängel an den Dachtragwerken oder späteren Ein- und Umbauten führten zu deutlichen Deformationen und unverträglichen Umlastungen auch zu den Gewölben. Die Gewölbe zeigten Risse. Mittels horizontaler Verspannungen mussten die Bauwerke lokal notgesichert werden.

Der vorhandene Baugrund wird als weich, sehr frostempfindlich und setzungsgefährdet beschrieben. Beim aufgehenden Mauerwerk sind die meisten Schäden auf die Gründung zurückzuführen: Rissbildung durch unterschiedliche Setzungen und Feuchteschäden mit Salzausblühungen aufgrund von aufsteigender Feuchtigkeit.

Zur Behinderung weiterer Verformungen und zur Vermeidung zusätzlicher Schäden am aufgehenden Mauerwerk und an den Gewölben wurden Instandsetzungsmaßnahmen notwendig. Neben den Reparaturen an den Dachwerken kann die Stabilisierung der Wände und Decken entweder über eine Ertüchtigung der Fundamente / des Baugrundes oder eine zusätzliche Aussteifung des aufgehenden Mauerwerks erfolgen. Als die deutlich wirtschaftlichere Lösung wurde in Abstimmung aller an der Planung Beteiligten die Aussteifung des Hochbaus weiter verfolgt. Hierbei wird akzeptiert, dass sich auch weiterhin Verformungen im Bauwerk einstellen werden. Diese führten jedoch nicht zu einer Beeinträchtigung der Standsicherheit sondern nur zur weiteren Verformungen und einzelnen Rissen. Diese konnten im Zuge der allgemeinen Renovierungen retuschiert werden.
Im Jahr 2006 wurde mit den Instandsetzungsmaßnahmen begonnen.

Verborgen in den Fußböden wurden die Gewölbe mittels Spannankern aus Edelstahl rückgekoppelt und somit das aufgehende Mauerwerk entlastet. Die stark geschädigten Konstruktionshölzer wurden querschnittsgleich entsprechend dem historischen Abbund repariert. Bei Bedarf wurden die Konstruktionen additiv verstärkt.
Hierzu wurden u. a. statisch wirksame Beläge und Fachwerkträger integriert. Hieran wurden die nachträglich auf Holzbalkendecken aufgemauerten Innenwände ins Dachtragwerk aufgehängt. Die Umlastung erfolgte stufenweise unter Kontrolle der Verformungen mittels Hydraulik.

Die Arbeiten wurden im Jahr 2009 abgeschlossen.

Beteiligte:

  • Objektplanung: Architekturbüro Schnabel und Partner, Kötzting
  • Tragwerksplanung: Büro Bergmann GmbH, Pfaffenhofen/Ilm
  • Denkmalpflege: Landesamt für Denkmalpflege: Herr Dr. Ueblacker
  • Projektsteuerer: EDR GmbH, München