Die Kath. Filialkirche St. Johann Baptist in Untermettenbach

Manchmal kommt man auch zu spät, um eine Entscheidung zur Stabilisierung von Kunstwerken positiv zu beeinflussen.

Dienstag, der 28.10.1997 war so ein Tag. Der Glockenturm der Flilialkirche St. Johann Baptist in Untermettenbach stürzte ein und begrub den barocken Hochaltar mit seinen wohl noch spätgotischen Figuren unter sich.

Die Aufgabe war nun wahrlich etwas anders: Wie kann man einen Schutthaufen abtragen, um die verschütteten Kunstwerke nicht vollständig zu zerstören.

Die Fotos von den Aufräumarbeiten sprechen eine deutliche Sprache: Das barocke Retabel war unter den herabstürzenden Mauerwerksmassen vollständig zerstört und in Tausende von Einzelteilen zersplittert. Eines der wohl um 1525 entstandenen Refliefs, vermutlich der Hl. Stephanus hatte mehr Glück: Es konnte in größeren Teilen geborgen werden. Ganz geblieben ist hingegen der Tabernakel: Er war in einer Nische der Turmseitenwand untergebracht. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten blieben vom Turm nur noch einzelne Steine der Fundamentierung und der gemauerte Stipes übrig. Die vielen Teile der zerstörten Ausstattung ruhen nun im Depot.

Das physikalische System hatte versagt. Das Bild der Zukunft und das Bild vom aktuellen Zustand waren kongruent. Es bleibt dabei müßig zu fragen, ob man hätte früher eingreifen können. Die Standsicherheit ist zwar real, denn sie ist eine Eigenschaft des Bauwerks und damit vollkommen unabhängig von der Meinung eines Gutachters. Unser Bild vom Bauwerk und damit auch unser Bild von dessen Standsicherheit jedoch ist subjektiv. Unser Bild von der Zerstörung des Altars entstand erst beim Abtragen des Schutthaufens.